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Ausblick

Fallschirmsprung mit Luftreibung

Ein Fallschirmsprung ist in der Praxis kein freier Fall. Sowohl bei geschlossenem als auch bei geöffnetem Schirm spielt die Luftreibung eine entscheidende Rolle. Auch die Höhe des Springers hat einen Einfluss auf den genauen Ablauf des Fallschirmsprungs.

Einfluss der Reibungskraft

Auf den Fallschirmspringer wirkt die Gewichtskraft \(F_g = m \cdot g\), die wir zunächst als konstant annehmen, und die Reibungskraft \(F_r\). Die Reibungskraft ist nicht konstant, sondern hängt von der Geschwindigkeit des fallenden Körpers ab. Für die Reibungskraft \(F_r(v)\) gilt in guter Näherung:

\[ F_r(v) = \frac{1}{2} \cdot c_w \cdot \rho_L \cdot A \cdot v^2 \]

Dabei ist

  • \(c_w\): Widerstandsbeiwert (reine Zahl) für den der Wert \(1{,}11\) angenommen wird.
  • \(A\): Fläche des fallenden Gegenstandes; bei zusammengepacktem Fallschirm wird \(A = 1{,}0\,\rm{m^2}\) angenommen Bei entpacktem Fallschirm \(A = 40\,\rm{m^2}\).
  • \(\rho_L\): Luftdichte \(1{,}23 \rm{\frac{kg}{m^3}}\).
  • \(v\): Fallgeschwindigkeit.
Joachim Herz Stiftung
Abb. 1 Luftreibung beim Fallschirmsprung ist nicht konstant

Für die resultierende Kraft \(F_{res}\) und die daraus sich ergebende Beschleunigung \(a\) gilt dann:

\[\begin{align}
F_{res} = & \; F_g - F_r \tag{1} \\
\Rightarrow \quad F_{res} = & \; m \cdot g - \frac{1}{2} \cdot c_w \cdot \rho_L \cdot A \cdot v^2 \tag{2}  \\ 
m \cdot a = & \; m \cdot g - \frac{1}{2} \cdot c_w \cdot \rho_L \cdot A \cdot v^2 \tag{3} \\ 
\Rightarrow a = & \; g - \frac{c_w \cdot \rho_L \cdot A \cdot v^2}{2 \cdot m} \tag{4}
\end{align}\]

An der letzten Zeile kannst du sehen, dass beim freien Fall mit Reibung keine konstante Beschleunigung vorliegt. Die Beschleunigung \(a\) hängt noch von der Geschwindigkeit \(v\) des Körpers ab. Du kannst also nicht mit den Gleichungen für die konstant beschleunigte Bewegung arbeiten.

Excel-Simulation mit Berücksichtigung der Reibungskraft

Das folgende Tabellenblatt in Excel ermöglicht es einen Fallschirmsprung zu simulieren. Dabei kannst du die für den Sprung zentralen Parameter variieren und siehst die Auswirkungen sowohl rechnerisch als auch in entsprechenden \(t\text{-}x\)-, \(t\text{-}v\)- und \(t\text{-}a\)-Diagrammen. Zur Simulation wird dabei die Methode der kleinen Schritte genutzt.

zum Tabellenblatt

Aufgaben
Aufgabe

Mache dir das Rechenverfahren auf dem beigefügten Tabellenblatt klar und studiere den Aufbau der Simulation, indem du die Zellen der ersten beiden Zeilen anklickst.

a)Ermittle, nach welcher Fallhöhe und welcher Fallzeit der Springer bei nicht geöffnetem Schirm (\(A = 1{,}0 \,\rm{m^2}\) ) eine nahezu konstante Geschwindigkeit erreicht.

Lösung

a)Bei de vorgegebenen Ausgangswerten erreicht der Spinger nach etwa \(t=13\,\rm{s}\) eine konstante Endgeschwindigkeit. Zu diesem Zeitpunkt ist er etwa \(\Delta x=397\,\rm{m}\) gefallen.

b)Ermittle, wie groß die bei Teilaufgabe a) angesprochene Geschwindigkeit bei \(A = 1{,}0\,\rm{m^2}\) bzw. bei \(A = 0{,}80\,\rm{m^2}\) ist.

Lösung

b)Bei \(A = 1{,}0\,\rm{m^2}\) beträgt die konstante Endgeschwindigkeit mit geschlossenem Schirm etwa \(v=37{,}8\,\rm{\frac{m}{s}}\), bei kleinerer Fläche von \(A = 0{,}8\,\rm{m^2}\) beträgt die konstante Endgeschwindigkeit etwa \(v=42{,}3\,\rm{\frac{m}{s}}\).

c)Ermittle den Betrag der konstanten Endgeschwindigkeit bei geöffnetem Fallschirm, also \(A = 40\,\rm{m^2}\).

Lösung

c)Bei geöffnetem Schirm mit \(A = 40\,\rm{m^2}\) beträgt die konstante Endgeschwindigkeit nur etwa \(v=6{,}0\,\rm{\frac{m}{s}}\).

d)Untersuche oder berechne, aus welcher Höhe jemand frei, also ohne Luftreibung, fallen müsste, damit der die bei c) berechnete Endgeschwindigkeit hat.

Lösung

d)Die Simulation liefert bei \(c_w=0\) und \(\Delta t=0{,}01\,\rm{s}\), dass eine Geschwindigkeit von \(v=6{,}0\,\rm{\frac{m}{s}}\) nach etwa \(t_{\rm{sim}}=0{,}6\,\rm{s}\) erreicht wird.

Alternativ kannst du das Ergebnis auch exakt berechnen, da beim freien Fall die Gesetze der gleichmäßig beschleunigten Bewegung gelten. Es gilt\[v=a\cdot t\Leftrightarrow t=\frac{v}{a}\Rightarrow t=\rm{\frac{6{,}0\,\frac{m}{s}}{9{,}81\,\frac{m}{s^2}}}=0{,}61\,\rm{s}\]