Strom bei gleicher elektrischer Quelle

Um die Verhältnisse in einem Stromkreis zu charakterisieren, kennst du bisher die Größe "elektrische Stromstärke". Verwendet man stets die gleiche elektrische Quelle, so hängt die Stromstärke in dem aus einem Strommesser und einer Drahtspule bestehenden Testkreis davon ab, wie viel Draht in dem Kreis verwendet wird. Betrachte dazu die Animation in Abb. 2.
Strom bei gleichem Teststromkreis aber unterschiedlichen Quellen

Verwendet man dagegen stets den gleichen Teststromkreis mit der gleichen Drahtmenge und schließt diesen an verschiedene elektrischen Quellen an, so wird man i.a. feststellen, dass die Stromstärke im Kreis davon abhängig ist, wie "stark" die Quelle ist. Betrachte dazu die Animation in Abb. 3.
Spannung als Charakterisierung der "Stärke" einer Quelle
Zur Charakterisierung der "Stärke" der Quelle führt man die Größe "elektrische Spannung" mit dem Formelbuchstaben \(U\) ein. Die Spannung kennzeichnet die Fähigkeit der Quelle, in einem angeschlossenen äußeren Stromkreis einen Strom aufrechtzuerhalten, sie ist also die Ursache für den Strom.
Spannung im Wassermodell
Durch Vergleich mit einem geeigneten Wassermodell des Stromkreises kann man sich die Bedeutung der Spannung besser klarmachen:
Die Pumpe fördert Wasser vom unteren in das obere Becken. Je größer der Höhenunterschied \(\Delta h\) ist, desto größer ist der Wasserstrom. Übersetzt auf den Stromkreis heißt dies: Je höher die Spannung \(U\) der Quelle ist, desto größer ist der Strom \(I\), der durch den Stromkreis fließt. Man könnte - nahegelegt durch das skizzierte Modell - die Spannung auch als "elektrischen Höhenunterschied" bezeichnen.
Der Höhenunterschied der Wasserniveaus in dem Modell besteht übrigens auch dann, wenn noch kein Wasser durch die Turbine fließt. Analog besteht die Spannung an einer elektrischen Quelle auch dann, wenn noch kein elektrischer Strom fließt.
Spannung im Elektronengasdruckmodell
Auch durch Betrachtung des Elektronengasdrucks des Stromkreises kann man sich die Bedeutung der Spannung klarmachen:
Die Batterie pumpt Elektronengas vom unteren Kabel in das obere Kabel. Dadurch entsteht im Kabel über der Batterie ein Überdruck und im Kabel unter der Batterie ein Unterdruck. Je größer der Druckunterschied \(\Delta p\) ist, desto stärker der Druckausgleich und damit der Strom durch die Lampe. Übersetzt auf den Stromkreis heißt dies: Je höher die Spannung \(U\) der Quelle (hier Batterie) ist, desto größer ist der Strom \(I\), der durch den Stromkreis fließt. Man könnte - nahegelegt durch das skizzierte Modell - die Spannung auch als "elektrischen Druckunterschied" bezeichnen.
Analog zum Wassermodell, besteht der Druckunterschied im Elektronangasdruckmodell auch dann, wenn noch kein Elektronengas durch die Lampe fließt. Die Spannung an einer elektrischen Quelle besteht auch dann, wenn noch kein elektrischer Strom fließt.
Elektrische Spannung und die Maßeinheit Volt
Im momentanen Gang des Physikunterrichts können wir noch keine exakte Definition der elektrischen Spannung und ihrer Maßeinheit geben. Wir nutzen stattdessen die elektrische Spannung einer besonderen Batterie (die es in Wirklichkeit gar nicht gibt), eines sogenannten Normelementes, und definieren damit auch die Maßeinheit für die elektrische Spannung:
Größe | ||
Name | Symbol | Definition |
elektrische Spannung | \(U\) | \(-\) |
Einheit | ||
Name | Symbol | Definition |
Volt | \(\rm{V}\) | \(1\,\rm{V}\):= Spannung eines Normelementes |
Zu Ehren des italienischen Physikers Alessandro VOLTA (1745 - 1827) wurde die Einheit der elektrischen Spannung nach diesem benannt.
Unter der elektrischen Spannung \(1\,\rm{V}\) kannst du dir also die Spannung eines Normelementes vorstellen.
Will man in Kurzschreibweise ausdrücken, dass die Einheit der elektrischen Spannung \(1\,\rm{V}\) ist, so kann man schreiben \([U] = 1\,\rm{V}\).
Ober- und Untereinheiten
Um kleinere Spannungen bequem beschreiben zu können, führt man Untereinheiten ein. Beispiele:
1 Millivolt: \(1 \, \rm{mV} = 1/1000 \, V = 1\cdot 10^{-3} V\)
1 Mikrovolt: \(1 \, \rm{\mu V} = 1/1\,000 \,000 \,V = 1 \cdot 10^{-6} V\)
Um größere Spannungen bequem beschreiben zu können, führt man Obereinheiten ein. Beispiele:
1 Kilovolt: \(1 \, \rm{kV} = 1000 \, V = 1 \cdot 10^{3} V\)
1 Megavolt: MV = \(1 \, \rm{MV} = 1 \, 000 \, 000 \, V = 1 \cdot 10^{6} V\)
Gleichheit von zwei Spannungen
Die Gleichheit von Spannungen kannst du auf verschiedene Arten feststellen. Zwei Quellen haben gleiche Spannung, wenn sie entweder a) im gleichen Stromkreis die gleiche Stromstärke hervorrufen oder b) beim Gegeneinanderschalten im Stromkreis den Strom Null erzeugen (siehe Abb. 7).
Das Doppelte einer Spannung erhältst du, wenn du zwei gleiche elektrische Quellen hintereinander schaltest. So sind in Fernbedienungen oft zwei Batterien mit jeweils \(1{,}5\,\rm{V}\) hintereinander geschaltet, sodass die Fernbedienung mit \(U=3{,}0\,\rm{V}\) betrieben wird.
Dieses Prinzip lässt sich fortsetzten: Durch Hintereinanderschalten von \(n\) gleichen elektrischen Quellen der Spannung \(1\,\rm{V}\) erhälst du eine Spannung von \(n\cdot 1\,\rm{V}\).