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Aufgabe

Kleinflugzeug

Schwierigkeitsgrad: schwere Aufgabe

Ein Kleinflugzeug hat folgende technische Daten:

Tab. 1 Technische Daten eines Kleinflugzeugs
Maximale Startmasse \(1{,}10\,\rm{t}\)
Startgeschwindigkeit \(150\,\frac{\rm{km}}{\rm{h}}\)
Maximale horizontale Reisefluggeschwindigkeit \(210\, \frac{\rm{km}}{\rm{h}}\)
Maximaler Steigwinkel \(30{,}0^\circ\)
Beste Gleitzahl im Steig- und Landeflug \(30{,}0\)
Flügelfläche \(16{,}0\,\rm{m}^2\)
Geschwindigkeit im Landeanflug \(110\,\frac{\rm{km}}{\rm{h}}\)
a)

Das Flugzeug befinde sich im horizontalen Geradeausflug mit maximaler Reisefluggeschwindigkeit.

Berechne den Betrag der Motorkraft, die für den Geradeausflug notwendig ist.

Berechne die Motorleistung, die für den Geradeausflug notwendig ist.

Berechne den Betrag von Luftwiderwiderstand und Auftriebskraft während des Geradeausflugs.

Berechne Auftriebsbeiwert und Widerstandsbeiwert, die die Tragfläche für den Geradeausflug haben muss.

Hinweis

Bei Flugzeugen berechnet man auch den \(c_{\rm{w}}\)-Wert mit dem Inhalt der gesamten Tragflächen und nicht mit dem Inhalt der Stirnfläche des Flugzeugs senkrecht zur Anströmung.

b)

Das Flugzeug befinde sich zur Landung im Sinkflug. Hierbei liefert der Motor praktisch keinen Vorschub und das Flugzeug gleitet.

Berechne den Betrag von Luftwiderwiderstand und Auftriebskraft während des Sinkflugs.

Berechne Auftriebsbeiwert und Widerstandsbeiwert, die die Tragfläche für den Sinkflug haben muss.

c)

Das Flugzeug befinde sich mit konstanter Geschwindigkeit im Steigflug.

Berechne den Betrag der Motorkraft, die für den Steigflug notwendig ist.

Berechne die Motorleistung, die für den Steigflug notwendig ist.

Berechne den Betrag von Luftwiderstand und Auftriebskraft während des Steigflugs.

Berechne Auftriebsbeiwert und Widerstandsbeiwert, die die Tragfläche für den Steigflug haben muss.

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a)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 1 Kräfteverhältnisse beim Geradeausflug

Als Geradeausflug bezeichnet man die Bewegung des Flugzeugs mit konstanter Höhe und konstanter horizontaler Geschwindigkeit. Es handelt sich also um eine gleichförmige Bewegung, bei der sich alle auf das Flugzeug wirkenden Kräfte kompensieren.

Aus Abb. 1 ist Folgendes ersichtlich:

  • Die Auftriebskraft \(\vec F_{\rm{A}}\) ist betragsgleich der Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\) \(\quad (1)\).
  • Die Schubkraft \(\vec F_{\rm{Schub}}\) ist betragsgleich dem Luftwiderstand \(\vec F_{\rm{LR}}\) \(\quad (2)\).

Wir berechnen zuerst den Betrag \( F_{\rm{G}}\) der Gewichtskraft des Flugzeugs durch\[ F_{\rm{G}}=m \cdot g \Rightarrow F_{\rm{G}}=1100\,\rm{kg} \cdot 9{,}81\,\frac{\rm{N}}{\rm{kg}}=10800\,\rm{N}\]Aus Bedingung \((1)\) ergibt sich\[F_{\rm{A}} = F_{\rm{G}} = 10800\,\rm{N}\]Aus der Definition der Gleitzahl \(\varepsilon\) ergibt sich\[\varepsilon  = \frac{{{F_{\rm{A}}}}}{{{F_{\rm{LR}}}}} \Leftrightarrow {F_{\rm{LR}}} = \frac{F_{\rm{A}}}{\varepsilon } \Rightarrow {F_{\rm{LR}}} = \frac{{10800\,{\rm{N}}}}{30} = 360\,{\rm{N}}\]Aus Bedingung \((2)\) ergibt sich\[F_{\rm{Schub}} = F_{\rm{LR}} = 360\,\rm{N}\]Damit ergibt sich für die Strömungsleistung mit \(v=210\,\frac{\rm{km}}{\rm{h}}=58{,}3\,\frac{\rm{m}}{\rm{s}}\)\[{P_{\rm{w}}} = {F_{\rm{LR}}} \cdot v \Rightarrow {P_{\rm{w}}} = 360\,{\rm{N}} \cdot 58{,}3\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}} = 21{,}0\,{\rm{kW}} = 28{,}5\,{\rm{Ps}}\]Schließlich erhalten wir mit der Formel für den Betrag des dynamischen Auftriebs\[{F_{\rm{A}}} = \frac{1}{2} \cdot {c_{\rm{A}}} \cdot \rho  \cdot A \cdot {v^2} \Leftrightarrow {c_{\rm{A}}} = \frac{{2 \cdot {F_{\rm{A}}}}}{{\rho  \cdot A \cdot {v^2}}}\]für den \({c_{\rm{A}}}\)-Wert\[{c_{\rm{A}}} = \frac{{2 \cdot 10800\,{\rm{N}}}}{{1{,}20\,\frac{{{\rm{kg}}}}{{{{\rm{m}}^3}}} \cdot 16\,{{\rm{m}}^2} \cdot {{\left( {58{,}3\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}} = 0{,}33\]und mit der Formel für den Betrag der Luftreibung\[{F_{\rm{LR}}} = \frac{1}{2} \cdot {c_{\rm{w}}} \cdot \rho  \cdot A \cdot {v^2} \Leftrightarrow {c_{\rm{w}}} = \frac{{2 \cdot {F_{\rm{LR}}}}}{{\rho  \cdot A \cdot {v^2}}}\]für den \({c_{\rm{w}}}\)-Wert\[{c_{\rm{w}}} = \frac{{2 \cdot 360\,{\rm{N}}}}{{1{,}20\,\frac{{{\rm{kg}}}}{{{{\rm{m}}^3}}} \cdot 16\,{{\rm{m}}^2} \cdot {{\left( {58{,}3\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}} = 0{,}011\]

b)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 2 Kräfteverhältnisse beim Sinkflug

Wir gehen davon aus, dass beim Sinkflug keine Schubkraft durch den Motor wirkt und dass das Flugzeug mit konstanter Geschwindigkeit sinkt. Es handelt sich also wiederum um eine gleichförmige Bewegung, bei der sich alle auf das Flugzeug wirkenden Kräfte kompensieren.

Aus Abb. 2 ist Folgendes ersichtlich:

  • Die Resultierende aus Auftriebskraft \(\vec F_{\rm{A}}\) und Luftwiderstand \(\vec F_{\rm{LR}}\) ist betragsgleich der Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\).
 
Joachim Herz Stiftung
Abb. 3 Detailskizze zur Berechnung von \(\vec F_{\rm{A}}\)

Dies bedeutet geometrisch, dass im Dreieck, dass man aus Auftriebskraft \(\vec F_{\rm{A}}\) und Luftwiderstand \(\vec F_{\rm{LR}}\) als Katheten und der Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\) als Hypotenuse ein rechtwinkliges Dreieck bilden kann (Abb. 4), in dem der Satz des PYTHAGORAS gilt:\[{F_{\rm{A}}}^2 + {F_{{\rm{LR}}}}^2 = {F_{\rm{G}}}^2 \quad(1)\]Weiter ergibt sich aus der Definition der Gleitzahl\[\varepsilon  = \frac{{{F_{\rm{A}}}}}{{{F_{{\rm{LR}}}}}} \Leftrightarrow {F_{{\rm{LR}}}} = \frac{{{F_{\rm{A}}}}}{\varepsilon }\quad (2)\]Setzen wir \((2)\) in \((1)\) ein, so erhalten wir\[\begin{eqnarray}{F_{\rm{A}}}^2 + {\left( {\frac{{{F_{\rm{A}}}}}{\varepsilon }} \right)^2} &=& {F_{\rm{G}}}^2\\{F_{\rm{A}}}^2 \cdot \left( {1 + \frac{1}{{{\varepsilon ^2}}}} \right) &=& {F_{\rm{G}}}^2\\{F_{\rm{A}}}^2 &=& \frac{{{F_{\rm{G}}}^2}}{{1 + \frac{1}{{{\varepsilon ^2}}}}}\\{F_{\rm{A}}} &=& \frac{{{F_{\rm{G}}}}}{{\sqrt {1 + \frac{1}{{{\varepsilon ^2}}}} }}\end{eqnarray}\]Einsetzen der gegebenen Werte liefert\[{F_{\rm{A}}} = \frac{{10800\,{\rm{N}}}}{{\sqrt {1 + \frac{1}{{{{30{,}0}^2}}}} }} = 10800\,{\rm{N}}\]Aus Gleichung \((2)\) ergibt sich dann\[{F_{{\rm{LR}}}} = \frac{{{F_{\rm{A}}}}}{\varepsilon } \Rightarrow {F_{\rm{LR}}} = \frac{{10800\,{\rm{N}}}}{30} = 360\,{\rm{N}}\]Schließlich erhalten wir mit der Formel für den Betrag des dynamischen Auftriebs\[{F_{\rm{A}}} = \frac{1}{2} \cdot {c_{\rm{A}}} \cdot \rho  \cdot A \cdot {v^2} \Leftrightarrow {c_{\rm{A}}} = \frac{{2 \cdot {F_{\rm{A}}}}}{{\rho  \cdot A \cdot {v^2}}}\]mit \(v=110\,\frac{\rm{km}}{\rm{h}}=30{,}6\,\frac{\rm{m}}{\rm{s}}\) für den \({c_{\rm{A}}}\)-Wert\[{c_{\rm{A}}} = \frac{{2 \cdot 10800\,{\rm{N}}}}{{1{,}20\,\frac{{{\rm{kg}}}}{{{{\rm{m}}^3}}} \cdot 16\,{{\rm{m}}^2} \cdot {{\left( {30{,}6\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}} = 1{,}20\]und mit der Formel für den Betrag der Luftreibung\[{F_{\rm{LR}}} = \frac{1}{2} \cdot {c_{\rm{w}}} \cdot \rho  \cdot A \cdot {v^2} \Leftrightarrow {c_{\rm{w}}} = \frac{{2 \cdot {F_{\rm{LR}}}}}{{\rho  \cdot A \cdot {v^2}}}\]für den \({c_{\rm{w}}}\)-Wert\[{c_{\rm{w}}} = \frac{{2 \cdot 360\,{\rm{N}}}}{{1{,}20\,\frac{{{\rm{kg}}}}{{{{\rm{m}}^3}}} \cdot 16\,{{\rm{m}}^2} \cdot {{\left( {30{,}6\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}} = 0{,}04\]

c)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 4 Kräfteverhältnisse beim Steigflug

Wir gehen davon aus, dass beim Steigflug das Flugzeug mit konstanter Geschwindigkeit steigt. Es handelt sich also um eine gleichförmige Bewegung, bei der sich alle auf das Flugzeug wirkenden Kräfte kompensieren.

Aus Abb. 4 ist Folgendes ersichtlich:

  • Die Auftriebskraft \(\vec F_{\rm{A}}\) ist betragsgleich der Projektion der Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\) senkrecht zur Flugrichtung \(\quad (1)\).
  • Die Schubkraft \(\vec F_{\rm{Schub}}\) ist betragsgleich der Summe aus der Projektion der Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\) in Flugrichtung und der Luftreibung \(\vec F_{\rm{LR}}\) \(\quad (2)\).
 
Joachim Herz Stiftung
Abb. 5 Detailskizze zur Berechnung von \(\vec F_{\rm{A}}\)

Wie Abb. 5 zeigt ergibt sich aus Bedingung \((1)\)\[F_{\rm{A}} = F_{\rm{G}} \cdot \cos\left(\alpha\right) \Rightarrow F_{\rm{A}} = 10800\,\rm{N} \cdot \cos\left(30{,}0^\circ\right)= 9350\,\rm{N}\]Aus der Definition der Gleitzahl \(\varepsilon\) ergibt sich\[\varepsilon  = \frac{{{F_{\rm{A}}}}}{{{F_{\rm{LR}}}}} \Leftrightarrow {F_{\rm{LR}}} = \frac{F_{\rm{A}}}{\varepsilon } \Rightarrow {F_{\rm{LR}}} = \frac{9350\,\rm{N}}{30}= 310\,\rm{N}\]

 
Joachim Herz Stiftung
Abb. 6 Detailskizze zur Berechnung der Projektion der Gewichtskraft in die Flugrichtung

Wie Abb. 6 zeigt gilt für die Projektion \(\vec F_{\rm{R}}\) der Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\) in Flugrichtung\[F_{\rm{R}} = F_{\rm{G}} \cdot \sin\left(\alpha\right) \Rightarrow F_{\rm{R}} = 10800\,\rm{N} \cdot \sin\left(30{,}0^\circ\right)= 5400\,\rm{N}\]Aus Bedingung \((2)\) ergibt sich schließlich\[F_{\rm{Schub}} = F_{\rm{R}} + F_{\rm{LR}} \Rightarrow F_{\rm{Schub}} = 5400\,\rm{N} + 310\,\rm{N}=5710\,\rm{N}\]Damit ergibt sich für die Leistung \(P_{\rm{M}}\) , die der Motor aufbringen muss, mit \(v=150\,\frac{\rm{km}}{\rm{h}}=41{,}7\,\frac{\rm{m}}{\rm{s}}\)\[{P_{\rm{M}}} = {F_{\rm{Schub}}} \cdot v \Rightarrow {P_{\rm{M}}} = 5710\,{\rm{N}} \cdot 41{,}7\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}} = 238\,{\rm{kW}} = 323\,{\rm{Ps}}\]Schließlich erhalten wir mit der Formel für den Betrag des dynamischen Auftriebs\[{F_{\rm{A}}} = \frac{1}{2} \cdot {c_{\rm{A}}} \cdot \rho  \cdot A \cdot {v^2} \Leftrightarrow {c_{\rm{A}}} = \frac{{2 \cdot {F_{\rm{A}}}}}{{\rho  \cdot A \cdot {v^2}}}\]für den \({c_{\rm{A}}}\)-Wert\[{c_{\rm{A}}} = \frac{{2 \cdot 9350\,{\rm{N}}}}{{1{,}20\,\frac{{{\rm{kg}}}}{{{{\rm{m}}^3}}} \cdot 16\,{{\rm{m}}^2} \cdot {{\left( {41{,}7\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}} = 0{,}56\]und mit der Formel für den Betrag der Luftreibung\[{F_{\rm{LR}}} = \frac{1}{2} \cdot {c_{\rm{w}}} \cdot \rho  \cdot A \cdot {v^2} \Leftrightarrow {c_{\rm{w}}} = \frac{{2 \cdot {F_{\rm{LR}}}}}{{\rho  \cdot A \cdot {v^2}}}\]für den \({c_{\rm{w}}}\)-Wert\[{c_{\rm{w}}} = \frac{{2 \cdot 310\,{\rm{N}}}}{{1{,}20\,\frac{{{\rm{kg}}}}{{{{\rm{m}}^3}}} \cdot 16\,{{\rm{m}}^2} \cdot {{\left( {41{,}7\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}} = 0{,}019\]

Grundwissen zu dieser Aufgabe

Mechanik

Strömungslehre