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Ausblick

Sicherheitsgurt

Noch immer glauben manche Autofahrer, sie bräuchten keinen Gurt anlegen. Um die Notwendigkeit des Sicherheitsgurtes eindrucksvoll zu demonstrieren, lässt der ADAC Versuchspersonen in einem Autositz auf Rädern Platz nehmen, der eine geneigte Schiene herabrollen kann. Die Person ist angeschnallt, soll aber versuchen, sich beim abrupten Abbremsen des Sitzes am Ende der Fahrbahn an dem vor ihr befindlichen Geländer abzustützen. Der rollende Autositz erreicht am Ende der Bahn eine Geschwindigkeit von ca. 12 – 15 km/h. Es zeigt sich, dass selbst bei dieser niederen Geschwindigkeit auch kräftigste Männer nicht in der Lage sind, sich abzustützen. Sie "knallen" in den Gurt, der eine Verletzung verhindert.

Die folgenden Bilder zeigen das Ergebnis eines Auffahrunfalls für ungegurtete Personen in einem Auto. Im linken Bild sieht man die Folgen für eine Person auf dem Rücksitz, im rechten die für eine Person auf dem Vordersitz.

Schon im Jahre 1903 entwickelte Louis Renault einen ersten Sicherheitsgurt. In Deutschland besteht für die Vordersitze seit 1970, für die Rücksitze seit 1979 Gurtpflicht. Die Verkehrsunfallstatistiken fallen sehr deutlich aus: Seit der Gurtpflicht haben die tödlichen Verkehrsunfälle trotz zunehmenden Verkehrs drastisch abgenommen. Darüber hinaus kann sich die segensreiche Wirkung des Airbags nur dann voll entfalten, wenn der Insasse an den Sitz gegurtet ist.

Funktion des Sicherheitsgurts

Fährt das Auto mit einer Geschwindigkeit von z.B. 50 km/h, so haben die darin befindlichen Insassen die gleiche Geschwindigkeit. Trifft der Wagen auf ein Hindernis und wird abrupt gestoppt (Knautschzone wird vorerst außer Acht gelassen), so bewegen sich die Fahrgäste aufgrund ihrer Trägheit mit der Geschwindigkeit 50 km/h weiter und "knallen" dann auf das Lenkrad oder durch die Frontscheibe. Beim ungehinderten Aufprall z. B. auf das Lenkrad übt dieses große Kräfte auf den Fahrer aus und schwerste Verletzungen oder auch der Tod können die Folge sein.

Der breite Gurt "verteilt" die Bremskräfte über einen größeren Körperbereich und sorgt dafür, dass der Fahrer mit dem Sitz verbunden bleibt.

Die Front eines modernen Wagens besteht nicht mehr wie früher aus sehr starren, massiven Bauteilen, sondern ist so ausgelegt, dass sie sich beim Zusammenstoß um bis zu 60 cm "zusammenknautschen" kann. Durch diese Knautschzone wird erreicht, dass die Insassen in der Fahrgastzelle nicht mehr auf einer Strecke von wenigen Zentimetern von z.B. 50 km/h auf 0 km/h abgebremst werden, sondern eine größere "Bremsstrecke" zur Verfügung steht. Die Verzögerung (negative Beschleunigung) und damit die auf die Personen einwirkende Kraft fällt dadurch erheblich geringer aus.

Durch den Sicherheitsgurt wird also der Rumpf des Menschen am Sitz angeschnallt und dieser wird mit Hilfe der Knautschzone verlangsamt abgebremst. Somit ist der Rumpf des Körpers bei nicht zu hohen Aufprallgeschwindigkeiten abgesichert, nicht jedoch der Kopf, da dieser nicht angeschnallt ist. Aufgrund seiner Trägheit bewegt sich der Kopf beim Aufprall fast ungehindert weiter. Es kommt zur Überdehnung der Bänder und Muskeln am Hals und schließlich wird die Halswirbelsäule und nach dem Aufprall am Lenkrad auch der Kopf schlimm verletzt. Um auch hierfür die Unfallfolgen abzumildern, hat man u.a. den Airbag entwickelt.

Richtiges Anlegen des Sicherheitsgurts

Der Gurt muss stets stramm anliegen.

Der Gurt darf nicht "verdreht" sein.

Voluminöse Kleidung wie Wintermantel, wattierter Anorak usw. sollte vor Fahrtantritt abgelegt werden, da sonst die Funktion des Gurts (insbesondere des Gurtstraffers) eingeschränkt ist.

Der Beckengurt muss ganz unten um den Bauch und am Rand über die Hüftknochen geführt werden.

Es ist darauf zu achten, dass der Sitz und umklappbare Rückbänke fest eingerastet sind.

Die Sicherheitstechnik am Auto wird zunehmend verfeinert. Hier seien noch zwei Entwicklungen der jüngeren Zeit erwähnt:

Gurtkraftbegrenzer

Ein Kraftbegrenzer im Gurtsystem begrenzt - bei schlimmen Aufprallunfällen - die Krafteinwirkung des Sicherheitsgurtes auf den Insassen. Ab einer bestimmten Belastung verformt sich ein Stab im Gurtaufroller oder reißt eine Naht im Gurtband. Dadurch wird das Gurtband ab einer festgelegten Kraft teilweise freigegeben und somit die maximale Schultergurtkraft vermindert. Allerdings kann sich dadurch die Person vom Sitz etwas entfernen. Wenn aber zusätzlich der Airbag ausgelöst wird, kann dieser Nachteil kompensiert werden.

Gurtstraffer

Fahre mit der Maus über das Bild, um die Funktion des Gurtstraffers zu erkennen. Durch ein kleine Explosion werden die Kugeln im Uhrzeigersinn bewegt, der Gurt wird gestrafft.

Der Gurtstraffer wird mit einem Gasgenerator, der auch den Airbag steuert, ausgelöst. Dabei hat der Gurtstraffer eine niedrigere Auslöseschwelle als der Frontairbag, d.h. er löst früher als der Airbag aus. Es kann auch - bei nicht zu hartem Aufprall - nur der Gurtstraffer ausgelöst werden. Der Straffer sorgt dafür, dass der Gurt enger am Körper anliegt und der Fahrer gut mit dem Sitz verbunden ist. Der Insasse nimmt somit unmittelbar an der durch die Knautschzone sanfteren Fahrzeugverzögerung teil.

Denke immer daran: Auch bei kurzen Innenstadt-Fahrten - stets den Gurt anlegen! Die Autobahn-Polizei Köln verdeutlicht dies noch mit drastischen Zahlen:

47,1% aller bei einem Verkehrsunfall auf den Autobahnen im Regierungsbezirk Köln getöteten Fahrzeuginsassen der Jahre 2001 bis 2003 waren nicht angeschnallt, obwohl im statistischen Mittel weniger als 20% aller Fahrzeuginsassen unangeschnallt sind.

Die physikalischen Kräfte bei einem Aufprall mit dem Fahrzeug wirken auch bei den kräftigsten Autofahrern. So entsprechen die Aufprallgewichte bei einem Unfall mit 50 km/h dem 25-fachen des Eigengewichts. Bei 70 km/h sogar dem 50-fachen.

Ein Aufprall bei 20 km/h entspricht einer freien Fallhöhe von 1,6 m

Ein Aufprall bei 40 km/h ist mit einem Sprung von einem 5m-Brett in ein leeres und 1,3m tiefes Schwimmbecken vergleichbar

Ein 80 km/h Anprall entspricht ca. einem Sprung aus dem 10. Stock eines Hochhauses (25 Meter)