Direkt zum Inhalt

Versuche

\(\frac{e}{m_{\rm{e}}}\)-Bestimmung mit dem WIENschen Geschwindigkeitsfilter

Das Ziel des Versuchs

  • Bestimmung der spezifischen Ladung \(\frac{e}{m_{\rm{e}}}\) von Elektronen mit einem WIENschen Geschwindigkeitsfilter
unbekannter Autor [Public domain], via Wikimedia Commons
Abb. 1 Wilhelm WIEN (1864-1928)

Vom deutschen Physiker Wilhelm WIEN (1864 - 1928) stammt die Idee für den sogenannten WIENschen Geschwindigkeitsfilter, der nur geladene Teilchen einer bestimmten Geschwindigkeit passieren lässt.

Mit einem WIENschen Geschwindigkeitsfilter lässt sich aber auch die spezifische Ladung \(\frac{q}{m}\) von Teilchen bestimmen. In der Schule wird die spezifische Ladung \(\frac{e}{m_{\rm{e}}}\) von Elektronen bestimmt.

Aufbau
Joachim Herz Stiftung
Abb. 2 Schaltplan des WIENschen Geschwindigkeitsfilters

In einer Elektronenkanone durchlaufen Elektronen eine Beschleunigungsspannung \(U_{\rm{B}}\) und erreichen dadurch die Geschwindigkeit \(v_0 = \sqrt {\frac{2 \cdot e \cdot U_{\rm{B}}}{m_{\rm{e}}}}\).

Dann treten die Elektronen in einen Bereich ein, in dem sowohl ein homogenes elektrisches Feld als auch ein homogenes magnetisches Feld herrscht.

  • Das elektrische Feld wird im Innenraum eines Plattenkondensators (Ablenkkondensator) mit dem Plattenabstand \(d\) erzeugt, an dem eine Spannung \(U_{\rm{K}}\) anliegt.
  • Das magnetische Feld wird in der Mittelebene eines HELMHOLTZ-Spulenpaares mit dem Spulenradius \(R\) und der Windungszahl \(N\) erzeugt, durch dessen Windungen ein Strom der Stärke \(I_{\rm{S}}\) fließt.
  • Die Feldlinien der beiden Felder stehen in diesem Bereich senkrecht zueinander.
  • Die Elektronen treten so in diesen Bereich ein, dass ihr Geschwindigkeitsvektor beim Eintritt sowohl senkrecht zu den elektrischen als auch zu den magnetischen Feldlinien steht.
Durchführung
  • Regele die an der Glühkathode K anliegende Heizspannung \(U_{\rm{H}}\) hoch, bis du das Leuchten der Glühwendel erkennst.
  • Regele die Beschleunigungsspannung \(U_{\rm{B}}\) hoch, bis du den Verlauf des Elektronenstrahls anhand des Leuchtens auf dem Leuchtschirm erkennen kannst.
  • Regele die Kondensatorspannung \(U_{\rm{K}}\) hoch, so dass der Elektronenstrahl parabelförmig nach oben verläuft.
  • Regele die Stromstärke \(I_{\rm{S}}\) hoch, so dass der Elektronenstrahl wieder gerade verläuft.
Heizspannung
UH
Beschleunigungsspannung
UB
Kondensatorspannung
UK
Spulenstrom
IS
HTML5-Canvas nicht unterstützt!
Abb. 3 Die Simulation zeigt die wichtigsten Bestandteile eines WIENschen Geschwindigkeitsfilters, ermöglicht die Veränderung aller relevanten Parameter und zeigt die Bahn des Elektronenstrahls in einem geeigneten Koordinatensystem
Beobachtung
Aufgabe

Finde 5 verschiedene Kombinationen von Beschleunigungsspannung \(U_{\rm{B}}\), Kondenstaorspannung \(U_{\rm{K}}\) und Stromstärke \(I_{\rm{S}}\), die zu einem geradlinigen Durchlaufen der Elektronen durch den WIENschen Geschwindigkeitsfilter führen.

Tab. 1a Tabelle ohne Messwerte
Versuch 1 2 3 4 5
\(U_{\rm{B}}\) in \(\rm{V}\)          
\(U_{\rm{K}}\) in \(\rm{V}\)          
\(I_{\rm{S}}\) in \(\rm{A}\)          

Lösung

Tab. 1b Tabelle mit Messwerten
Versuch 1 2 3 4 5
\(U_{\rm{B}}\) in \(\rm{V}\) \(3000\) ... ... ... ...
\(U_{\rm{K}}\) in \(\rm{V}\) \(1500\) ... ... ... ...
\(I_{\rm{S}}\) in \(\rm{A}\) \(0{,}202\) ... ... ... ...
Auswertung
Aufgabe

Im ursprünglichen Versuch zum WIENschen Geschwindigkeitsfilter wurde eine Formel erarbeitet, die den Zusammenhang zwischen elektrischer Feldstärke \(E\), magnetischer Flussdichte \(B\) und Elektronengeschwindigkeit \(v_0\) bei geradlinigem Durchlaufen der Elektronen durch den WIENschen Geschwindigkeitsfilter beschreibt.

Gib diese Formel an.

Lösung

\[v_0 = \frac{E}{B} \quad (1)\]

Die Geschwindigkeit \(v_0\) hängt gemäß der Formel \(v_0 = \sqrt {\frac{2 \cdot e \cdot U_{\rm{B}}}{m_{\rm{e}}}} \;\;(2)\) von der Beschleunigungsspannung \(U_{\rm{B}}\) ab.

Entsprechend hängen die elektrische Feldstärke \(E\) von der Kondensatorspannung \(U_{\rm{K}}\) und die magnetische Flussdichte \(B\) von der Stärke \(I_{\rm{S}}\) des Stroms durch das HELMHOLTZ-Spulenpaar ab.

Gib diese beiden Formeln an.

Lösung

\[E=\frac{U_{\rm{K}}}{d} \quad(3)\]\[B=\frac{8 \cdot \mu_0 \cdot N \cdot I_{\rm{S}}}{{\sqrt 5 }^3 \cdot R}\quad(4)\]

Setze die rechten Seiten der Gleichungen \((2)\), \((3)\) und \((4)\) in Gleichung \((2)\) ein.

Löse die sich ergebende Gleichung nach dem Quotienten \(\frac{e}{m_{\rm{e}}}\) auf.

Bringe die Gleichung in eine sinnvolle Form.

Lösung

\[\begin{eqnarray}v_0 &=& \frac{E}{B}\\\sqrt {\frac{{2 \cdot e \cdot {U_{\rm{B}}}}}{{{m_e}}}}  &=& \frac{{\frac{{{U_{\rm{K}}}}}{d}}}{{\frac{{8 \cdot {\mu _0} \cdot N \cdot {I_{\rm{S}}}}}{{{{\sqrt 5 }^3} \cdot R}}}} = \frac{{{{\sqrt 5 }^3} \cdot R}}{{8 \cdot {\mu _0} \cdot d \cdot N}} \cdot \frac{{{U_{\rm{K}}}}}{{{I_{\rm{S}}}}} \quad | \rm{quadrieren}\\\frac{{2 \cdot e \cdot {U_{\rm{B}}}}}{{{m_e}}} &=& \frac{{{{\sqrt 5 }^6} \cdot {R^2}}}{{{8^2} \cdot {\mu _0}^2 \cdot {d^2} \cdot {N^2}}} \cdot \frac{{{U_{\rm{K}}}^2}}{{{I_{\rm{S}}}^2}}\\\frac{e}{{{m_e}}} &=& \frac{{125 \cdot {R^2}}}{{128 \cdot {\mu _0}^2 \cdot {d^2} \cdot {N^2}}} \cdot \frac{{{U_{\rm{K}}}^2}}{{{I_{\rm{S}}}^2 \cdot {U_{\rm{B}}}}}\end{eqnarray}\]

Berechne mit \(d=5{,}40\,\rm{cm}\), \(N=320\), \(R=6{,}80\,\rm{cm}\) und den von dir beobachteten Messwerten einen Wert für die spezifische Ladung \(\frac{e}{{{m_e}}}\) des Elektrons.

Vergleiche das Ergebnis mit dem Literaturwert.

Lösung

Wir berechnen hier nur einen Wert für die spezifische Ladung \(\frac{e}{m_{\rm{e}}}\). Eine Mittelwertbildung der 5 verschiedenen Messungen ergibt ein genaueres Ergebnis.\[\frac{e}{m_{\rm{e}}} = \frac{{125 \cdot {{\left( {0{,}0680\,{\rm{m}}} \right)}^2}}}{{128 \cdot {{\left( {1{,}257  \cdot {{10}^{ - 6}}\,\frac{{{\rm{V\,s}}}}{{{\rm{A\,m}}}}} \right)}^2} \cdot {{\left( {0{,}0540\,{\rm{m}}} \right)}^2} \cdot {{320}^2}}} \cdot \frac{{{{\left( {1500\,{\rm{V}}} \right)}^2}}}{{{{\left( {0{,}202\,{\rm{A}}} \right)}^2} \cdot 3000\,{\rm{V}}}} = 1{,}76 \cdot 10^{11}\,\frac{\rm{A\,s}}{\rm{kg}}\]Im Rahmen der Messgenauigkeit stimmt der Wert mit dem Literaturwert \(\frac{e}{m_{\rm{e}}} = 1{,}758\,820 \cdot 10^{11}\,\frac{\rm{A\,s}}{\rm{kg}}\) überein.