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Ausblick

Raketenphysik mit der Tabellenkalkulation

Raketenantrieb mittels Tabellenkalkulation

ESA - S. Corvaja via esa.int
Abb. 1 Start einer Ariane 5 Rakete

Die Modellrechnung mit dreimaligem Ausstoß kann man tabellarisch zusammenfassen:

\(N\): Zahl der Ausstöße

\(m\) : Gesamtmasse (veränderlich!)

\(m_{\text{A}}\) : Anfangsmasse der gesamten Rakete

\(\Delta v\) : Geschwindigkeitsänderung der Rakete beim Ausstoß

\(v\) : Geschwindigkeit der Rakete nach dem Ausstoß

 

\(N\)
\(m\) \(\Delta v\) \(v\)
0
\(m_0=m_{\text{A}}\)
---
\(v_0=\;0\)
1
\(m_1=m_0 + \Delta m\)
\[\Delta {v_{10}} = \frac{{\Delta m}}{{{m_0}}} \cdot {v_{{\rm{rel}}}}\]
\(v_1=v_0 + \Delta v_{10}\)
2
\(m_2=m_1 + \Delta m\)
\[\Delta {v_{21}} = \frac{{\Delta m}}{{{m_1}}} \cdot {v_{{\rm{rel}}}}\]
\(v_2 = v_1 + \Delta v_{21}\)
3
\(m_3=m_2 + \Delta m\)
\[\Delta {v_{32}} = \frac{{\Delta m}}{{{m_2}}} \cdot {v_{{\rm{rel}}}}\]
\(v_3 = v_2 + \Delta v_{32}\)

Hieraus ergibt sich der folgende Algorithmus:

\[ m_\text{neu} = m_\text{alt} + \Delta m \]

\[ \Delta v = \frac{\Delta m}{m_\text{alt}} \cdot v_\text{rel} \]

Beachten Sie, das Vorzeichen von

\[ \Delta m = \frac{m_\text{E} - m_\text{A}}{N} \]

\[ v_\text{neu} = v_\text{alt} + \Delta v \]

 

In dem folgenden Tabellenblatt kann man die Anfangsmasse \(m_{\text{A}}\) und die Endmasse \(m_{\text{E}}\) des gesamten Gefährts, die Zahl \(N\) der Ausstöße und die Relativgeschwindigkeit \(v_{\text{rel}}\) vorgeben. Aus diesen Werten berechnet die Tabellenkalkulation dann jeweils die Geschwindigkeitszunahme \(\Delta v\) und die Geschwindigkeit der Rakete.

zum Tabellenblatt

Aufgaben

Es gilt:

\( v_\text{B} = |v_\text{rel}| \cdot \ln \left( \frac{m_\text{A}}{m_\text{E}} \right) \)
Das Verhältnis \( m_\text{A} / m_\text{E}\) wird als Massenquotient \(Q\) bezeichnet

Aufgabe

a) Variieren Sie die Zahl \(N\) der Ausstöße bei festem \(m_{\text{A}}, \, m_{\text{E}}\) und \(v_{\text{rel}}\). Wie ändert sich durch den "verfeinerten" Ausstoß die Endgeschwindigkeit  \(v_{\text{B}}\) (Brennschlussgeschwindigkeit) des Wagens (der Rakete)?

Lösung

Joachim Herz Stiftung
Abb. 2

Mit zunehmendem \(N\), d.h. mit zunehmender Verringerung der Masse der ausgestoßenen Portionen \(\left|{\Delta m}\right|\) wächst die Geschwindigkeit und strebt offensichtlich gegen einen Grenzwert.
Für \(m_{\text{A}}= 250 \, \rm{kg}, m_{\text{E}} = 100 \,\rm{kg}\) und \(v_{\text{rel}}= -10 \, \rm{m/s}\) ergibt sich für die Endgeschwindigkeit in \(\rm{m/s}\) der in nebenstehendem Diagramm dargestellte Verlauf.


b) Variieren Sie bei festem \(N, \, m_{\text{A}}\) und \(m_{\text{E}}\) die Ausstoßgeschwindigkeit \(v_{\text{rel}}\) und machen Sie eine Aussage über den Zusammenhang der Endgeschwindigkeit \(v_{\text{B}}\) mit \(v_{\text{rel}}\).

Lösung

Für \({{m_{\rm{A}}} = 250{\rm{kg}}}\), \({{m_{\rm{E}}} = 100{\rm{kg}}}\) und \(N = 500\) ergibt sich:

\(v_{\text{rel}} \mathrm{\enspace in \enspace m/s}\) -5,0 -10 -20 -30
\(v_{\text{B}} \mathrm{\enspace in \enspace m/s}\) 4,6 9,2 18,3 27,5

 

 

 

Hieraus sieht man, dass die Endgeschwindigkeit \(v_{\text{B}}\) zur Ausstoßgeschwindigkeit proportional ist.


c) Variieren Sie bei festem \(N, \, m_{\text{A}}\) und \(v_{\text{rel}}\) die Masse \(m_{\text{E}}\). Welchen Einfluss hat die Verringerung von \(m_{\text{E}}\) auf die Endgeschwindigkeit \(v_{\text{B}}\)?

Lösung

Für \({{m_{\rm{A}}} = 250{\rm{kg}}}\), \({{m_{\rm{E}}} = 100{\rm{kg}}}\) und \(N = 500\) ergibt sich:

\(m_{\text{E}} \mathrm{\enspace in \enspace kg}\) 50 100 150 200
\(v_{\text{B}} \mathrm{\enspace in \enspace m/s}\) 16,1 902 5,1 2,2

 

 

 

Hieraus sieht man, das die Endgeschwindigkeit umso größer ist, je kleiner das Verhältnis \(m_{\text{E}} / m_{\text{A}}\) der Rakete ist


d) Fassen Sie die Ergebnisse der Teilaufgaben a-c zusammen und geben Sie eine Empfehlung, was man beim Bau einer Rakete beachten muss, wenn man eine möglichst hohe Endgeschwindigkeit erreichen will.

Lösung

Um eine möglichst hohe Endgeschwindigkeit der Rakete mit festem \(m_{\text{A}}\) zu erreichen, muss man:

  • Die Treibstoffmasse in möglichst kleinen Portionen ausstoßen
  • Eine möglichst hohe Ausstoßgeschwindigkeit anstreben
  • Die Endmasse der Rakete möglichst klein halten d.h. möglichst viel Treibstoffmasse und möglichst wenig Nutzlast und Leergewicht der Rakete.

e) Die Theorie besagt, dass die Endgeschwindigkeit einer einstufigen Rakete mit der unten angegebenen Beziehung berechenbar ist (Raketengleichung). Berechnen Sie die Endgeschwindigkeit \(v_{\text{B}}\) mit obiger Formel für solche Werte, die Sie auch bei der Tabellenkalkulation verwendet haben und vergleichen Sie mit der Endgeschwindigkeit der Tabellenkalkulation für relativ hohe \(N \gt 500\). Hinweis \(\ln\) bedeutet "Logarithmus naturalis" (Logarithmus zur Basis e). Diese Funktion finden Sie auf ihrem Taschenrechner.

Lösung

Für \({{m_{\rm{A}}} = 250{\rm{kg}}}\), \({{m_{\rm{E}}} = 100{\rm{kg}}}\), \({v_{{\rm{rel}}}} =  - 10\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\) und \(N = 500\) ergibt sich eine Endgeschwindigkeit vB aus der Tabellenkalkulation von ca. \({v_{\rm{B}}} = 9,2\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\). Mit der Raketengleichung ergibt sich
\[{v_{\rm{B}}} = {v_{{\rm{rel}}}} \cdot \ln \left( {\frac{{{m_{\rm{A}}}}}{{{m_E}}}} \right) \Rightarrow {v_{\rm{B}}} = 10\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}} \cdot \ln \left( {\frac{{250{\rm{kg}}}}{{100{\rm{kg}}}}} \right) = 9,2\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\]
Es besteht also eine gute Übereinstimmung zwischen Tabellenkalkulation und Raketengleichung.