Direkt zum Inhalt

Geschichte

Otto Stern (1888 - 1969)

Otto Stern wurde am 18. Februar 1888 in Sohrau, Schlesien geboren. Bis 1906 besuchte er das Johannes-Gymnasium in Breslau. Er hörte Vorlesungen in vielen Gebieten der Naturwissenschaft in München und Freiburg, ehe er sich entschied, in Breslau physikalische Chemie zu studieren. Dort wurde er 1912 promoviert. Noch im gleichen Jahr ging er zu Albert Einstein nach Prag und folgte ihm 1913 an die Eidgenössische Technische Hochschule nach Zürich. 1915 habilitierte er sich für physikalische Chemie und theoretische Physik an der Universität in Frankfurt am Main. Während des ersten Weltkrieges diente er von 1914 bis 1918 als Gefreiter und dann als Unteroffizier als Geologe in Lomza (Polen).

Nach Kriegsende kehrte er nach Frankfurt zurück und wurde 1919 Titularprofessor. In dieser Zeit erwachte der Wunsch, den experimentellen Beweis für die fundamentalen Konzepte der Molekulartheorie zu erbringen. Dazu entwickelte er die Molekularstrahlmethode weiter. Bereits 1911 hatte Dunoyer gezeigt, dass Atome oder Moleküle in einer Hochvakuumkammer geraden Bahnen folgen, ähnlich denen, die von der Lichtausbreitung bekannt sind. Dunoyers Arbeit war fast vergessen, bis Stern diese sehr nützliche Methode auf die Untersuchung der Eigenschaften freier Atome anwandte.

Die erste Anwendung dieser Methode galt der Messung der Molekulargeschwindigkeit eines Gases. Diese war zwar 1850 von Maxwell bereits theoretisch vorhergesagt, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand den experimentellen Nachweis der Geschwindigkeitsverteilung erbracht. In einem sehr eleganten Experiment benutzte Stern 1919 Silberatome und bestätigte die theoretischen Werte der mittleren thermischen Molekulargeschwindigkeit von Silberatomen am Schmelzpunkt, die innerhalb der möglichen Fehlergrenzen lagen. Obwohl das zwar ein interessantes Ergebnis war, war es doch keins, das die physikalische Welt erschütterte. wichtig war ihm lediglich, dass er zeigen konnte, dass die Methoden der Atomstrahlen wichtig und interessant sind und dies veranlasste ihn, in dieser Richtung weiterzuarbeiten.

Mit Walter Gerlach unternahm er grundlegende Versuche mit Atomstrahlen (Stern-Gerlach-Experiment) und wies damit die Existenz atomarer Dipole und deren Richtungsquantisierung nach. Noch bevor die Experimente beendet waren erhielt Stern 1921 einen Ruf für ein Extraordinariat für Experimentalphysik an der Universität Rostock und am 1. Januar 1923 einen Ruf an die Universität Hamburg, als Ordinarius für Physikalische Chemie und Direktor des neugegründeten Instituts für physikalische Chemie.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 mussten die Arbeiten Sterns in Hamburg beendet werden. Er und einige Mitarbeiter, die zum Teil ebenfalls jüdischer Herkunft waren, sollten vom Dienst suspendiert werden, doch reichte er sein eigenes Rücktrittsgesuch ein bevor er ein vorhersehbares Entlassungsschreiben bekam.

1933 in die USA emigriert war er bis 1945 Forschungsprofessor am Carnegie-Institutes of Technology in Pittsburgh (Pennsylvania) und begann dort das Molekularstrahllabor neu aufzubauen. 1939 erhielt er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. 1943 erhielt er den Nobelpreis in Physik. Stern setzte sich 1946 in Berkeley, Kalifornien zur Ruhe. Er verstarb am 17. August 1969.

Quelle: im Wesentlichen nach Kressier, TUM