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Ausblick

Uranversorgung

Gespaltenes Europa
Der Anteil des Uran bei der Primärenergieversorgung Europas und damit auch der Bundesrepublik hat seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stetig zugenommen. In Bayern ist das Uran beim Primärenergiemix stärker vertreten als in der BRD. Durch verschiedene Störfälle - insbesondere durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986), aber auch durch die ungeklärte und problematische Endlagerung der Abfallprodukte der Kernkraftwerke, war die Akzeptanz der Kernenergie in Deutschland stets umstritten. Im Jahre 2002 beschloss die Bundesregierung - im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern - den langfristigen Ausstieg aus der Kernenergie. Immer dann, wenn Versorgungsengpässe bei den fossilen Brennstoffen auftreten, wird der Ruf nach einer Verlängerung der Laufzeiten der relativ sicheren deutschen Kernkraftwerke laut. Hier wird auch die endliche Reichweite des Urans ins Feld geführt. Sowohl die Befürworter als auch die Gegner der Kernenergie führen eine Reihe nachvollziehbarer Argumente auf, von denen nur ein paar genannt werden sollen:

Pro Kernenergie in der BRD:

  • Der Ausstoß an klimaschädlichen Gasen ist bei Kernkraftwerken erheblich geringer als bei fossil befeuerten Kraftwerken.
  • Ein isolierter Ausstieg der BRD aus der Kernenergie bringt bezüglich der Sicherheit vor Strahlenbelastung wenig, wenn um uns herum (z.T. deutlich weniger sicherere) Kernkraftwerke betrieben werden. Dies zeigt deutlich der Störfall in Tschernobyl, welches in der heutigen Ukraine liegt.
  • Die Uranlieferländer (z.B. Australien und Kanada) sind politisch wesentlich "zuverlässiger" als ein Großteil der Lieferländer für fossile Brennstoffe. Bei Uran besteht somit eine größere Versorgungssicherheit. Außerdem sind die Ressourcen von Uran größer als die von Mineralöl.
  • Die BRD hatte und hat wohl noch eine Führerschaft in der Kerntechnologie. Wenn die BRD keine Kernkraftwerke mehr betreibt, geht diese Führerschaft verloren.

Kontra Kernenergie in der BRD:

  • Der Betrieb von Kernkraftwerken ist mit radioaktiver Strahlung verbunden, deren schädliche Wirkung auf die Bevölkerung - selbst beim Betrieb ohne Störfall - nicht 100%-ig ausgeschlossen werden kann.
  • Bei einem Störfall in einem Kernkraftwerk ist trotz der vielen Sicherheitsvorkehrungen eine Gefährdung der Bevölkerung nicht vollständig auszuschließen.
  • Die Abfallprodukte der Kernkraftwerke geben über viele Jahrtausende radioaktive Strahlung ab. Die Lagerung der Abfälle ist nicht geklärt und problematisch. Wir laden durch unseren Energiehunger eine Hypothek auf nachfolgende Generationen.
  • Bei weiterer Nutzung der Kernenergie wird ein intensiverer Einstieg in das Feld der regenerativen Energien nicht genügend forciert.

Welche Lieferländer gibt es beim Uran und woher kommt das Uran für Deutschland?

Beim Uran ist die BRD zu 100% importabhängig (in der früheren DDR gab es einen geringfügigen Uranabbau, der inzwischen eingestellt ist).

Die Verteilung der wichtigsten Uranvorkommen auf der Erde ist in der nebenstehenden Skizze dargestellt. Die Weltbergwerksförderung lag in den letzten 5 Jahren zwischen 32200 t und 41870 t Uran, bei einem jährlichen Verbrauch von über 64500 t Uran. Die Lücke wurde aus früher angelegten zivilen und militärischen Lagerbeständen gedeckt. Für den künftigen Verbrauch spielen aus der Abrüstung von Kernwaffen verfügbar werdendes Uran sowie aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen verfügbares Uran und Plutonium eine gewisse Rolle (Angaben des Bundesamts für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR).

Die BRD führte im Jahr 2004 ca. 930 t Uran ein. Der prozentuale Anteil der Lieferländer ist in der Graphik unten dargestellt.

Hinweise:

  • Dass hier Frankreich und Großbritannien als Lieferländer auftauchen, obwohl sie keine nennenswerten eigenen Uranvorkommen besitzen, liegt daran, dass diese Länder Uranerze verarbeiten und z.T. schon Brennstäbe fertigen, welche die BRD für ihre Kernkraftwerke bezieht.
  • Tatsächlich ist der Uranbedarf etwas höher als oben angegeben. Ein Teil des Bedarfs wird durch die Wiederaufbereitung der abgebrannten Uranstäbe gedeckt.
  • Über die Arbeitsweise eines Kernkraftwerks erfährst du später mehr. Sein Aufbau ähnelt in wichtigen Teilen dem des Kraftwerks mit fossiler Feuerung. Allerdings wird die Energie zur Erhitzung des Dampfes nicht durch Verbrennung von Öl oder Kohle, sondern durch den "Abbrand" von Uranstäben erreicht.

Die folgende Karte gibt einen Überblick über die Standorte der in der BRD noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke (KKW)

In Deutschland werden 17 Kernkraftwerke mit einer elektrischen Bruttoleistung von insgesamt 21366 MW betrieben. Sie decken etwa die Hälfte der Grundlast des Strombedarfs ab.

Kernkraftwerk
Nennleistung
in MW, brutto
Stromerzeugung
in GWh, brutto, 2006
Bilblis A
1225
7429
Biblis B
1300
8809
Neckar 1
840
6677
Neckar 2
1395
11621
Brunsbüttel
806
6231
Isar 1
912
7087
Isar 2
1475
12409
Unterweser
1410
10929
Philippsburg 1
926
7206
Philippsburg 2
1458
11548
Grafenrheinfeld
1345
9960
Krümmel
1316
10593
Gundremmingen B
1344
10614
Gundremmingen C
1344
11052
Grohnde
1430
11645
Brokdorf
1440
11784
Emsland
1400
11764

Einseitige Verwendbarkeit
Uran ist zur friedlichen Nutzung im wesentlichen nur zur Dampferzeugung in Kraftwerken geeignet. Die Vielseitigkeit des Einsatzes, wie sie bei Mineralöl oder Erdgas gegeben ist, fehlt.

 

Uran reicht noch einige Zeit
Mit Reserven von ca. 1,95 Mt Uran steht für die nächsten Jahrzehnte ein ausreichendes
Potenzial zur Versorgung der weltweiten Kernkraftwerke zur Verfügung. Im Jahr 2005
verbrauchten die Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 369,4 GW etwa 64500 t Uran, wovon 41870 t Natururan aus der Bergwerksproduktion kamen.

Die statische Reichweite des Urans betrug im Jahre 2006 etwa 67 Jahre. Diese Reichweite schwankt stark mit dem finanziellen Aufwand, den man bei der Gewinnung des Natururans einsetzen will.

Die Angaben über die Ressourcen beim Uran schwanken in sehr großen Bereichen. Manche Verfasser setzen dabei auch die Gewinnung von Uran aus dem Meerwasser an.

 

 

 

 

Entwicklung des Uranpreises
Die knapper werdenden Vorräte, aber auch der steigende weltweite Bedarf - insbesondere der Schwellenländer - hat zur Folge, dass der Uranpreis immer höher wird.