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Grundwissen

Die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Man kann den Ort und den Impuls von Quantenobjekten gleichzeitig nicht beliebig genau bestimmen.
  • Das Produkt aus Orts- und Impulsunbestimmtheit kann nicht beliebig klein werden. Es gilt \(\Delta x \cdot \Delta {p_x} \ge \frac{h}{{4\pi }}\)
  • Damit sind auch klassische Bahnvorstellungen von Teilchen nicht mehr möglich.
Aufgaben Aufgaben

In seiner berühmten Arbeit, die 1927 veröffentlicht wurde, gelangte Werner HEISENBERG (1901 - 1976) nach Überlegungen, die an der Schule in der Regel nicht nachvollzogen werden können, zu folgender Feststellung:

Unbestimmtheitsrelation

Ort und Impuls eines Teilchens können prinzipiell nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt werden. Mit anderen Worten: Eine gleichzeitige Bestimmung von Ort und Impuls eines Teilchens ist nur möglich, wenn für beide Größen eine Unbestimmtheit in Kauf genommen wird. Dabei gilt stets die Ungleichung: \[\Delta x \cdot \Delta {p_x} \ge \frac{h}{{4\pi }}\]Dabei ist \(\Delta x\) die Unbestimmtheit in der Angabe des Ortes \(x\), \(\Delta {p_x}\) die gleichzeitig vorhandene Unbestimmtheit in der Angabe des Impulses \({p_x}\) und \(h\) das plancksche Wirkungsquantum.

Anmerkungen:

  • In der Literatur finden sich für die rechte Seite dieser Ungleichung verschiedene Werte. Wesentlich ist dabei die Größenordnung!
  • Ähnliche Unbestimmtheitsrelationen gibt es auch für die anderen Raumrichtungen, d.h. \(\Delta y \cdot \Delta {p_y} \ge \frac{h}{{4\pi }}\) und \(\Delta z \cdot \Delta {p_z} \ge \frac{h}{{4\pi }}\)

Konsequenzen der Unbestimmtheitsrelation

Eine einfache Ortsbestimmung eines Photonen- oder Elektronenbündels lässt sich mit einem Spalt (Spaltbreite \(\Delta x\)) machen.
Aus der nebenstehenden Simulation sieht man:

  • Für einen breiten Spalt (große Ortsunbestimmtheit) ergibt sich eine relativ kleine Impulsunbestimmtheit (kleiner Öffnungswinkel des Bündels nach dem Spalt).
  • Für einen schmalen Spalt (kleine Ortsunbestimmtheit) ergibt sich eine relativ große Impulsunbestimmtheit (großer Öffnungswinkel des Bündels nach dem Spalt).

Diese Herleitung ergab auf der rechten Seite der Unbestimmtheitsrelation eine etwas andere Konstante. Dies ist aber nicht so entscheidend: wichtig ist nur die Erkenntnis, dass das Produkt aus den Unbestimmtheiten von Ort und Impuls nicht beliebig klein werden kann. Man kann also den Ort und den Impuls von Quantenobjekten gleichzeitig nicht beliebig genau bestimmen.

Diese Erkenntnis ist gleichbedeutend mit dem Abschied von der klassischen Bahnvorstellung bei Quantenobjekten, da die Beschreibung einer Bahn die gleichzeitige präzise Kenntnis von Ort und Impuls eines Objekts voraussetzt.

Aufgabe

Niels BOHR entwickelte das nach ihm benannte BOHRsche Atommodell. Nach BOHRs Vorstellung bewegt sich im Grundzustand des Wasserstoffatoms das Elektron auf einer Kreisbahn mit dem Radius \({r_e} = 0{,}53\cdot{10^{ - 10}}\rm{m}\) um den Kern. Die Geschwindigkeit des Elektrons auf dieser Kreisbahn beträgt \({v_e} = {\rm{ }}2{,}2\cdot{10^6}\rm{\frac{m}{s}}\).

Hinweis: Im Sinne der Quantenphysik ist diese Vorstellung von einer Elektronenbahn um den Kern nicht mehr zulässig, das Modell von BOHR also überholt. Trotzdem lieferten die Ansätze von BOHR sehr gute Ergebnisse bei der Deutung des Wasserstoffspektrums.

Bestimme mit Hilfe der HEISENBERGschen Unbestimmtheitsrelation die Unbestimmtheit in der Geschwindigkeit \(\Delta v\), wenn du von einer Ortsunbestimmtheit ausgehst, die dem Durchmesser der BOHRschen Bahn im Grundzustand entspricht.

Lösung

Als Ortsunbestimmtheit ist anzunehmen:
\[\Delta x = 2 \cdot {r_e} \Rightarrow \Delta x = 2 \cdot 0{,}53 \cdot 1{0^{ - 10}}{\rm{m}} = 1{,}06 \cdot 1{0^{ - 10}}{\rm{m}}\]

Zur leichteren Berechnung der Unbestimmtheit in der Geschwindigkeit, wird die Unbestimmtheitsrelation als Gleichung behandelt:
\[\Delta x \cdot \Delta {p_x} \approx \frac{h}{{4 \cdot \pi }} \Leftrightarrow \Delta {p_x} \approx \frac{h}{{4 \cdot \pi  \cdot \Delta x}} \Rightarrow {m_e} \cdot \Delta {v_{x,e}} \approx \frac{h}{{4 \cdot \pi  \cdot \Delta x}} \Leftrightarrow \Delta {v_{x,e}} \approx \frac{h}{{4 \cdot \pi  \cdot \Delta x \cdot {m_e}}}\]
Einsetzen der gegebenen Werte liefert
\[\Delta {v_{x,e}} \approx \frac{{6{,}63 \cdot {{10}^{ - 34}}}}{{4 \cdot \pi  \cdot 1{,}06 \cdot 1{0^{ - 10}} \cdot 9{,}11 \cdot 1{0^{ - 31}}}}\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}} \approx 0{,}55 \cdot {10^6}\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\]

Die Unbestimmtheit in der Geschwindigkeit ist also von der gleichen Größenordnung wie der von Bohr vorhergesagte Betrag der Bahngeschwindigkeit.

Dauer und Genauigkeit

Außer der oben angegebenen Unbestimmtheitsrelation für Ort und Impuls gelten noch weitere Relationen ähnlichen Typs. Eine wichtige Unschärferelation besteht zwischen der Dauer \(\Delta t\) eines Vorgangs und der Genauigkeit \(\Delta E\), mit der die Energie der beteiligten Teilchen festgelegt ist:

\[\Delta E \cdot \Delta t \ge \frac{h}{{4\pi }}\]

 

Was bedeutet "unbestimmt"?

Ist eine Größe unbestimmt , dann ist es prinzipiell nicht möglich, einen exakten Wert zu benennen, egal wie genau gemessen werden kann.

Die Heisenbergsche Relation drückt eine solche objektiv gegebene Unbestimmtheit aus. Diese Unbestimmtheit von Ort und Impuls ist eine zentrale Eigenschaft der Quantenphysik. Das heißt also, dass es sich bei den Ausdrücken \(\Delta x\) und \(\Delta p\) nicht um Messungenauigkeiten handelt, sondern dass für diese Größen grundsätzlich kein genauer Wert bestimmt werden kann.

Hinweis: Manchmal wird die Heisenberg'sche Unbestimmtheitsrelation auch als Un-schärfe-relation bezeichnet. Der Begriff Unschärfe soll hier ebenfalls die grundsätzliche Unbestimmtheit der zu messenden Größe ausdrücken.

Aufgaben

Die Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation

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