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Versuche

Teilchenspuren (CK-12-Simulation)

Das Ziel der Simulation

  • Teilchenspuren von verschiedenen Teilchen im Magnetfeld untersuchen.
  • Verschiedene Teilchen aufgrund ihrer Spuren im Magnetfeld unterscheiden.
  • Notwendigkeit der relativistischen Korrektur verdeutlichen.

Wie findet man heraus, welche Teilchen bei einer Kollision entstanden sind?

CERN 2019 Maximilian Brice, Julien Ordan
Abb. 1. Blick ins Innere des ALICE-Detektors am Teilchenbeschleuniger LHC.

Auf der Suche nach neuen Elementarteilchen werden an großen Teilchenbeschleunigern wie dem LHC am CERN Bestandteile von Atomkernen mit großer Geschwindigkeit aufeinander geschossen. Bei der Kollision können so neue Teilchen entstehen. In den Umwandlungsprozessen bei der Kollision entstehen aber nicht nur unbekannte Elementarteilchen, sondern vor allem auch viele bereits bekannte Teilchen. Um neue Teilchen nachweisen zu können, ist es daher wichtig, die Energie- und Ladungsbilanz der Gesamtreaktion zu kennen. Da es sich bei Energie und Ladung um Erhaltungsgrößen handelt, können durch ‘fehlende’ Beträge in der Bilanz Rückschlüsse auf bisher nicht beachtete Reaktionsprodukte gezogen werden.

Eine wichtige Größe ist daher das spezifische Ladungs-/Masseverhältnis \(\frac{q}{m}\) der entstandenen Teilchen.
Um dieses Verhältnis zu bestimmen, kann man die Teilchen durch ein starkes Magnetfeld schicken und die Ablenkung der Bahn analysieren. Diesen Versuch kannst du mit einem Fadenstrahlrohr in der Schule durchführen - allerdings nur mit Elektronen.

Wie sich andere Arten von Elementarteilchen in Magnetfeldern verhalten und was passiert, wenn die Teilchen sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, kannst du mithilfe der CK12-Simulation ‘Teilchenspuren’ untersuchen.

 

Die Simulation kurz erklärt

CC-BY-NC 4.0 CK12 Foundation; Paul Schlummer
Abb. 2. Übersicht über die Bedienelemente der Simulation.

Hier geht es zur Simulation

Abb. 2 Woher wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Teilchen bei einer Kollision entstanden sind?

 

 

Aufgaben

 

Wiederholungs-Quiz: Bewegte Ladungen im magnetischen Feld

1.) Frische zunächst dein Grundwissen zum Verhalten bewegter Ladungen im magnetischen Feld auf, z. B. anhand der Simulation oder mithilfe des Grundwissens-Artikels bei LEIFI. Beantworte anschließend die folgenden Quizfragen.

 

Aufgabe
Teilchenspuren erkennen

2.) Untersuche mit Hilfe der Simulation, wie du anhand der Bahnkurve die folgenden Elementarteilchen voneinander unterscheiden kannst. Beschreibe dazu die Unterschiede in der Bahnkurve und benenne die Teilcheneigenschaften, die diese Unterschiede hervorrufen.

a) Ein Elektron und ein Proton
b) Ein Elektron und ein Positron
c) Ein Myon und ein Neutrino
d) Ein Myon und ein Elektron

Lösung

a) Die Kreisbahn des Protons ist bei gleicher Geschwindigkeit größer und in die andere Richtung gekrümmt als die des Elektrons. Die größere Kreisbahn beruht auf der rund 1800-mal größeren Masse des Protons. Die umgekehrte Krümmungsrichtung beruht auf dem, im Vergleich zum Elektron, umgekehrten Vorzeichen der Ladung.

b) Die beiden Kreisbahnen haben den gleichen Radius, sind aber in verschiedene Richtungen gekrümmt. Das Positron als ‘Spiegelteilchen’ des Elektrons gleicht ihm in nahezu allen Eigenschaften, hat jedoch ein umgekehrtes Vorzeichen bei der Ladung. Dies führt zur entgegengesetzten Krümmung der Bahn.

c) Das Myon wird auf eine Kreisbahn gezwungen, während das Neutrino nicht durch das Magnetfeld abgelenkt wird. Die Begründung dafür liegt in der Ladung der beiden Teilchen: Da das Neutrino keine Ladung besitzt, wirkt im Magnetfeld auch keine Lorentzkraft auf es ein. Das Myon besitzt hingegen eine negative Ladung erfährt also ein Kraft und wird abgelenkt.

d) Die Bahn des Myons ist in die gleiche Richtung gekrümmt, hat aber einen etwas größeren Radius als die des Elektrons. Dies beruht auf der größeren Masse des Myons bei gleicher Ladung.

 

 
Größe von Detektoren

3.) Begründe anhand der Daten der Simulation, warum die Detektoren moderner Teilchenbeschleuniger teilweise Durchmesser von mehreren Metern haben.

Lösung

Die Simulation zeigt , dass bei großen Geschwindigkeiten die Durchmesser der Bahnradien leicht mehrere Meter erreichen können (bei schwereren Teilchen sogar deutlich mehr). Die Krümmung der Teilchenbahnen ist dementsprechend relativ gering. Um dennoch die Bahnen im Detektor präzise vermessen zu können, muss der Detektor entsprechend groß sein.

 
Relativistische Korrektur der Teilchenbahn

4.) In dieser Aufgabe sollst du genauer untersuchen, wie sich die hohe Geschwindigkeit der Teilchen auf ihre Kreisbahn auswirkt.

a) Stelle über einen Kraftansatz eine Formel auf, die den Radius der Kreisbahn mit den Größen Ladung \(q\), Masse \(m\), Geschwindigkeit \(v\) und magnetischer Flussdichte \(B\) in Verbindung bringt (Tipp: Lies im Artikel zum Fadenstrahlrohr noch einmal nach).

b) Bestimme mithilfe dieser Formel den klassisch erwarteten Bahnradius für ein Proton mit 95% der Lichtgeschwindigkeit, das in ein Magnetfeld mit der Flussdichte von \(B=4\,\rm{T}\) eintritt.

c) Vergleiche den errechneten Wert mit dem Wert, den du aus der Simulation erhältst. Erkläre die Ursache dieser Abweichung.

d) Zeige, dass die Rechnung aus Teil b.) durch Einführung einer geschwindigkeitsabhängigen Masse $m(v)= \frac{m_0}{\sqrt{1- \frac{v^2}{\rm{c}^2}}}$ korrigiert werden kann.

Lösung

a)  Die Lorentzkraft wirkt auf das Teilchen als Zentripetalkraft, die es auf die Kreisbahn zwingt.
\[F_L=F_Z\Rightarrow q \cdot v \cdot B = \frac{m \cdot v^2}{r}\]
Umstellen nach \(r\) liefert für den Radius der Kreisbahn die Formel

\[r = \frac{m \cdot v}{q \cdot B}\]

b)  Einsetzen der Werte:

\[q=1{,}6 \cdot 10^{-19}\,\mathrm{C}; \enspace v=0{,}95 \cdot 3 \cdot 10^8 \mathrm{\frac{m}{s}}; \enspace m=1{,}7 \cdot 10^{-27}\,\mathrm{kg} ; \enspace B=4\,\mathrm{T}\]

\[r= \frac{1{,}7 \cdot 10^{-27}\,\mathrm{kg} \cdot 0{,}95 \cdot 3 \cdot 10^8 \mathrm{\frac{m}{s}}}{1{,}6 \cdot 10^{-19}\mathrm{C} \cdot 4\,\mathrm{T}}\approx 0{,}76\,\mathrm{m}\]

c)  Die Simulation liefert für die genannten Werte einen Radius von \(r=2{,}4\,\rm{m}\), also eine Abweichung um etwa das Dreifache. Die Abweichung rührt daher, dass bei Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit die Effekte der speziellen Relativitätstheorie berücksichtigt werden müssen. Nach der Relativitätstheorie erscheint ein bewegter Körper aus Sicht des Ruhesystems eine größere Masse zu besitzen als in Ruhe. Diese Massenzunahme muss bei der Berechnung der Bahnradien berücksichtigt werden.

d)  Bei \(v=0{,}95\mathrm{c}\) beträgt die relativistische Masse des Protons:

\[m(v)=\frac{1{,}7 \cdot 10^{-27}\,\mathrm{kg}}{\sqrt{1-\left(\frac{0{,}95\cdot c}{c}\right)^2}}\approx 5{,}4 \cdot 10^{-27} \mathrm{kg}\]

Einsetzen dieses Wertes in die Formel für den Bahnradius:

\[r= \frac{5{,}4 \cdot 10^{-27}\,\mathrm{kg} \cdot 0{,}95 \cdot 3 \cdot 10^8\, \mathrm{\frac{m}{s}}}{1{,}6 \cdot 10^{-19}\,\mathrm{C} \cdot 4 \mathrm{T}}\approx 2{,}4 \mathrm{m}\]

Berücksichtigt man die relativistische Massenzunahme, erhält man also das korrekte Ergebnis.