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Aufgabe

Myonen-Atom (Abitur BY 1978 LK A4-2)

Schwierigkeitsgrad: mittelschwere Aufgabe

Negative Myonen, wie sie in der Höhenstrahlung entstehen oder auch künstlich erzeugt werden können, sind Elementarteilchen, welche die Ruhemasse \({m_{\rm{\mu }}} = 207 \cdot {m_{\rm{e}}}\) besitzen und eine Elementarladung tragen. Werden sie abgebremst, so können sie bei sehr geringer kinetischer Energie von Atomkernen eingefangen werden.

a)

Berechnen Sie allgemein den Radius der \(n\)-ten Quantenbahn des Myons, wenn der einfangende Kern die Kernladungszahl \(Z\) hat (der Einfluss der Hüllenelektronen und die Kernmitbewegung sollen unberücksichtigt bleiben).

b)

Für die Gesamtenergie des Myons auf der \(n\)-ten Quantenbahn gilt\[E_n = -\frac{Z^2 \cdot e^4 \cdot m_{\mu}}{8 \cdot \epsilon_0^2  \cdot h^2} \cdot \frac{1}{n^2}\]Vereinfachen Sie diesen Term, indem Sie die Ionisationsenergie \(13,6{\rm{eV}}\) des Wasserstoffatoms einführen.

c)

Berechnen und zeichnen Sie die drei niedrigsten Energieniveaus für das Myon, wenn es von einem Berylliumkern eingefangen wurde. (Für die Zeichnung: \(10{\rm{keV}} \buildrel \wedge \over = 1{\rm{cm}}\)).

d)

Ein Myon, dessen kinetische Energie vernachlässigt werden kann, wird von einem Berylliumkern eingefangen.

Untersuchen Sie, welche Photonenenergie maximal zu erwarten ist.

Untersuchen Sie, welche Photonenenergie beim Übergang von \(n = 2\) auf \(n = 1\) zu erwarten ist. Geben Sie an, in welchem Bereich die elektromagnetische Strahlung liegt.

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Hinweis: Bei dieser Lösung von LEIFIphysik handelt es sich nicht um den amtlichen Lösungsvorschlag des bayr. Kultusministeriums.

a)

Nach dem BOHRschen Modell des H-Atoms wirkt auf der \(n\)-ten Quantenbahn die Coulombkraft \(F_{\rm{C}}\) als Zentripetalkraft \(F_{{\rm{ZP}}}\), d.h.\[{F_{\rm{C}}} = {F_{{\rm{ZP}}}} \Leftrightarrow \frac{1}{{4 \cdot \pi  \cdot {\varepsilon _0}}} \cdot \frac{{{Z \cdot e^2}}}{{{r_n}^2}} = {{m_{\rm{\mu }}}} \cdot \frac{{{v_n}^2}}{{{r_n}}} \quad(1)\]Weiter gilt nach dem BOHRschen Postulat\[2 \cdot \pi  \cdot {r_n} \cdot {m_{\rm{\mu }}} \cdot {v_n} = n \cdot h \quad(2)\]Kombiniert man \((1)\) und \((2)\), so erhält man\[\frac{1}{{4 \cdot \pi  \cdot {\varepsilon _0}}} \cdot \frac{{{Z \cdot e^2}}}{{{r_n}^2}} = \frac{{{n^2} \cdot {h^2}}}{{4 \cdot {\pi ^2} \cdot {m_{\rm{\mu }}} \cdot {r_n}^3}} \Leftrightarrow {r_n} = \frac{{{h^2} \cdot {\varepsilon _0}}}{{\pi  \cdot Z \cdot {e^2} \cdot {m_{\rm{\mu }}}}} \cdot {n^2} \]

b)

Aus der Formelsammlung kann man für die Gesamtenergie des Elektrons im \(n\)-ten Quantenzustand des Wasserstoffatoms entnehmen\[E_{\rm{n,e}} =  - \frac{{{R_\infty } \cdot h \cdot c}}{{{n^2}}}\]mit\[{R_\infty } = \frac{{{e^4} \cdot {m_e}}}{{8 \cdot {\varepsilon _0}^2 \cdot {h^3} \cdot c}}\]Hieraus folgt\[E_{\rm{n,e}} = -\frac{{{e^4} \cdot {m_e}}}{{8 \cdot {\varepsilon _0}^2 \cdot {h^2}}} \cdot \frac{1}{{{n^2}}} = -13,6{\rm{eV}} \cdot \frac{1}{{{n^2}}}\]Ersetzt man nun \({m_{\rm{e}}}\) durch \({m_{\rm{\mu }}}\) und \({{e^2}}\) durch \(Z \cdot {e^2}\) und somit \({e^4}\) durch \({Z^2} \cdot {e^4}\), so geht die obige Energieformel für das Elektron in die Energieformel für das Myon in einem Kern mit der Ladung \(Z \cdot e\) über in die Form\[{E_{{\rm{n,\mu }}}} = -\frac{{{Z^2} \cdot {e^4} \cdot {m_{\rm{\mu }}}}}{{8 \cdot {\varepsilon _0}^2 \cdot {h^2}}} \cdot \frac{1}{{{n^2}}} = -13,6{\rm{eV}} \cdot 207 \cdot \frac{{{Z^2}}}{{{n^2}}}\]

c)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 1 Die drei niedrigsten Energieniveaus des Myons

Für Beryllium gilt \(Z = 4\). Somit kann man die in Teilaufgabe b) entwickelte Formel wie folgt schreiben\[{E_{{\rm{n,\mu}}}} = -13,6{\rm{eV}} \cdot 207 \cdot \frac{{{4^2}}}{{{n^2}}} = -4,50 \cdot {10^4}{\rm{eV}} \cdot \frac{1}{{{n^2}}} = -45,0{\rm{keV}} \cdot \frac{1}{{{n^2}}}\]und damit\[{E_{{\rm{1}}{\rm{,\mu }}}} = -45,0{\rm{keV}} \cdot \frac{1}{{{1^2}}} = -45,0{\rm{keV}}\]\[{E_{{\rm{2}}{\rm{,\mu }}}} = -45,0{\rm{keV}} \cdot \frac{1}{{{2^2}}} = -11,3{\rm{keV}}\]\[{E_{{\rm{3}}{\rm{,\mu }}}} = -45,0{\rm{keV}} \cdot \frac{1}{{{3^2}}} = -5,0{\rm{keV}}\]

d)

Beim Einfang des Myons ist eine maximale Photonenergie von \(45,0{\rm{keV}}\) zu erwarten, da die Gesamtenergie des ungebundenen Myons Null war: \[{E_{{\rm{Ph}}}} = \Delta E \Leftrightarrow {E_{{\rm{Ph}}}} = 0{\rm{keV}} - \left( {-45,0{\rm{keV}}} \right) = 45,0{\rm{keV}}\]

Es gilt wieder \[{E_{{\rm{Ph}}}} = \Delta E \Leftrightarrow {E_{{\rm{Ph}}}} = {E_2} - {E_1} = -11,3{\rm{keV}} - \left( {-45,0{\rm{keV}}} \right) = 33,7{\rm{keV}}\] Diese Strahlung liegt im Röntgenbereich.

Grundwissen zu dieser Aufgabe

Atomphysik

BOHRsches Atommodell