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Grundwissen

Rollreibung

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Rollreibung tritt auf, wenn z.B. ein Rad durch eine Kraft gegen eine Unterlage gedrückt wird und das Rad über die Unterlage rollt.
  • Die Rollreibungskraft \(\vec F_{\rm{RR}}\) wirkt immer entgegen der Bewegungsrichtung des Rades.
  • Für den Betrag der Rollreibungskraft gilt \(F_{\rm{RR}}=\mu _{\rm{RR}}\cdot F_{\rm{N}}\), wobei \(\mu _{\rm{RR}}\) der Rollreibungskoeffizient ist.
Aufgaben Aufgaben

In der folgenden Animation siehst du ein Rad, das auf einer Unterlage ruht. Es könnte sich z.B. um das Rad einer Lokomotive auf den Schienen oder einen Fahrradreifen auf einer Straße handeln. Du kannst links oben die Materialien der Oberflächen von Rad und Unterlage auswählen. Dabei kommt es nicht darauf an, welcher Körper welche Oberfläche besitzt.

Gewichtskraft und Normalkraft

Das schwarze Kreuz in der Mitte des Rades markiert den Schwerpunkt des Rades. In diesem Schwerpunkt greifen zunächst zwei Kräfte an:

  • Die Gewichtskraft \(\vec F_{\rm{G}}\) des Rades. Durch die Gewichtskraft wird das Rad gegen die Unterlage gedrückt. Den Betrag \(F_{\rm{G}}\) der Gewichtskraft kannst du mit dem Schieberegler links verändern.
  • Die sogenannte Normalkraft \(\vec F_{\rm{N}}\). Die Normalkraft ist die Kraft, mit der die Unterlage "normal" (lateinisch norma „Maß“, im Sinne des rechten Winkels), d.h. senkrecht zur Oberfläche auf das Rad wirkt. Die Normalkraft entsteht dadurch, dass sich die Unterlage durch die Gewichtskraft des Rades leicht nach unten verformt, was nach dem Gesetz von HOOKE eine Kraft nach oben verursacht. Dabei verformt sich die Unterlage gerade so weit, dass die Normalkraft den gleichen Betrag wie die Gewichtskraft hat. Somit kompensieren sich Gewichtskraft und Normalkraft und das Rad ruht auf der Unterlage.

Zugkraft und Rollreibungskraft

Wenn du die Animation mit dem Knopf unten startest, so greifen zwei weitere Kräfte an:

  • Die Zugkraft \(\vec F_{\rm{Z}}\). Durch sie wird das Rad in Bewegungsrichtung gezogen.
  • Die sogenannte Rollreibungskraft \(\vec F_{\rm{RR}}\). Sie entsteht dadurch, dass die Oberflächen der Materialien mit dem Mikroskop betrachtet niemals vollkommen glatt, sondern doch etwas rauh sind. Dadurch "verhaken" sich die Teilchen an den beiden Oberflächen miteinander. Auch verformt sich das Rad beim Rollen ganz leicht und bleibt nicht mehr ganz rund. All dies zeigt sich dann makroskopisch als Kraft, die entgegen der Bewegungsrichtung wirkt. Den Betrag \(F_{\rm{RR}}\) der Rollreibungskraft kannst du links ablesen.

In der Animation wird die Zugkraft automatisch so eingestellt, dass sie den gleichen Betrag wie die Rollreibungskraft hat. Dann kompensieren sich Zugkraft und Rollreibungskraft und das Rad rollt mit konstanter Geschwindigkeit über die Unterlage.

Simulation zur Rollreibung

Materialien der Oberflächen
FG
FRR
HTML5-Canvas nicht unterstützt!
Abb. 1 Phänomen der Rollreibung. Es lassen sich verschiedene Oberflächenkombinationen sowie der Betrag der Normalkraft in gewissen Grenzen verändern

Beziehungen zwischen den Kräften

In der Animation kannst du erkennen, dass sich der Betrag \(F_{\rm{RR}}\) der Rollreibungskraft ändert, wenn du den Betrag \(F_{\rm{G}}\) der Gewichtskraft (und damit den Betrag \(F_{\rm{N}}\) der Normalkraft) oder die Materialien der Oberflächen änderst. Wenn du auf die kleine Checkbox links klickst, wird dir die Auswertung und das Ergebnis der Experimente zur Rollreibung angezeigt, die du unter dem Reiter "Versuche" findest.

Eigenschaften der Rollreibungskraft

Wenn

  • ein Körper durch eine Kraft, die sogenannte Normalkraft \(\vec F_{\rm{N}}\) gegen einen anderen Körper gedrückt wird und

  • der eine Körper relativ zu dem anderen Körper rollt

dann wirkt auf diesen Körper eine Kraft, die sogenannte Rollreibungskraft \(\vec F_{\rm{RR}}\). Es gilt:

  • Die Rollreibungskraft \(\vec F_{\rm{RR}}\) wirkt immer entgegen der Bewegungsrichtung des Körpers.

  • Der Betrag \(F_{\rm{RR}}\) der Rollreibungskraft verändert sich in Abhängigkeit vom Betrag \(F_{\rm{N}}\) der Normalkraft und den Materialien der Oberflächen. Der Betrag der Rollreibungskraft ist aber - was in der Animation nicht dargestellt wird - unabhängig von der Geschwindigkeit und unabhängig von der Größe der Kontaktfläche der beiden Körper.

Definition des Rollreibungskoeffizienten

Die Auswertung der entsprechender Experimente ergibt:

  • Der Betrag \(F_{\rm{RR}}\) der Rollreibungskraft ist proportional zum Betrag \(F_{\rm{N}}\) der Normalkraft.

  • Die Proportionalitätskonstante, die man mit dem Buchstaben \({\mu _{{\rm{RR}}}}\) (sprich "mü Rollreibung") bezeichnet und Rollreibungskoeffizient oder Rollreibungszahl nennt, hängt von den Materialien der Oberflächen der beiden Körper ab.

Kurz

\[\color{Red}{F_{\rm{RR}}} = \mu _{\rm{RR}} \cdot \color{Blue}{F_{\rm{N}}} \quad(1)\]

mit dem von den Materialien der Oberflächen abhängigen Rollreibungskoeffizienten \({\mu _{{\rm{RR}}}}\). Der Rollreibungskoeffizient hat keine Maßeinheit, man sagt er ist "dimensionslos". Die Rollreibungskoeffizienten für verschiedene Oberflächenmaterialien findest du z.B. bei Wikipedia.

Hinweise

  • In den meisten Aufgaben im Physikunterricht ist die Normalkraft die Gewichtskraft (oder bei schiefen Ebenen ein Anteil der Gewichtskraft) des Körpers, der über den Untergrund rollt. Im Alltag kann die Normalkraft aber viel größer sein, wenn z.B. der Körper in einer Maschine stark auf die Unterlage gepresst wird.

  • Wie bereits gesagt ist der Betrag der Rollreibungskraft unabhängig von der Geschwindigkeit und insbesondere unabhängig von der Größe der Kontaktfläche von Körper und Untergrund. Dies ist für Schülerinnen und Schüler oft erstaunlich, hängt aber mit den mikroskopischen Ursachen für die Rollreibungskraft zusammen.

Mathematische Hilfen

Um Aufgaben zur Rollreibung zu lösen musst du häufig die Gleichung \({F_{\rm{RR}}} = \mu _{\rm{RR}} \cdot {F_{\rm{N}}}\) nach einer Größe, die unbekannt ist, auflösen. Wie du das machen kannst zeigen wir dir in der folgenden Animation.

Die Gleichung\[{\color{Red}{F_{\rm{RR}}}} = {\mu_{\rm{RR}}} \cdot {F_{\rm{N}}}\]ist bereits nach \({\color{Red}{F_{\rm{RR}}}}\) aufgelöst. Du brauchst also keine Umformungen durchzuführen.
Um die Gleichung\[{F_{\rm{RR}}} = {\color{Red}{\mu_{\rm{RR}}}} \cdot {F_{\rm{N}}}\]nach \({\color{Red}{\mu_{\rm{RR}}}}\) aufzulösen, musst du drei Umformungen durchführen:


Vertausche die beiden Seiten der Gleichung.
\[{\color{Red}{\mu_{\rm{RR}}}} \cdot {F_{\rm{N}}} = {F_{\rm{RR}}}\]
Dividiere beide Seiten der Gleichung durch \({F_{\rm{N}}}\). Schreibe diese Division aber nicht mit dem Divisionszeichen (:), sondern als Bruch, in dem \({F_{\rm{N}}}\) im Nenner steht.
\[\frac{{\color{Red}{\mu_{\rm{RR}}}} \cdot {F_{\rm{N}}}}{{F_{\rm{N}}}} = \frac{{F_{\rm{RR}}}}{{F_{\rm{N}}}}\]
Kürze den Bruch auf der linken Seite der Gleichung durch \({F_{\rm{N}}}\).\[{\color{Red}{\mu_{\rm{RR}}}} = \frac{{F_{\rm{RR}}}}{{F_{\rm{N}}}}\]Die Gleichung ist nach \({\color{Red}{\mu_{\rm{RR}}}}\) aufgelöst.
Um die Gleichung\[{F_{\rm{RR}}} = {\mu_{\rm{RR}}} \cdot {\color{Red}{F_{\rm{N}}}}\]nach \({\color{Red}{F_{\rm{N}}}}\) aufzulösen, musst du drei Umformungen durchführen:


Vertausche die beiden Seiten der Gleichung.
\[{\mu_{\rm{RR}}} \cdot {\color{Red}{F_{\rm{N}}}} = {F_{\rm{RR}}}\]
Dividiere beide Seiten der Gleichung durch \({\mu_{\rm{RR}}}\). Schreibe diese Division aber nicht mit dem Divisionszeichen (:), sondern als Bruch, in dem \({\mu_{\rm{RR}}}\) im Nenner steht.
\[\frac{{\mu_{\rm{RR}}} \cdot {\color{Red}{F_{\rm{N}}}}}{{\mu_{\rm{RR}}}} = \frac{{F_{\rm{RR}}}}{{\mu_{\rm{RR}}}}\]
Kürze den Bruch auf der linken Seite der Gleichung durch \({\mu_{\rm{RR}}}\).\[{\color{Red}{F_{\rm{N}}}} = \frac{{F_{\rm{RR}}}}{{\mu_{\rm{RR}}}}\]Die Gleichung ist nach \({\color{Red}{F_{\rm{N}}}}\) aufgelöst.
Abb. 2 Schrittweises Auflösen der Formel für die Rollreibung nach den drei in der Formel auftretenden Größen