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Aufgabe

Flexon will Eisstockschießen

Schwierigkeitsgrad: schwere Aufgabe

Abb. 1 Eisstockschütze

Eisstockschießen ist in Bayern ein sehr beliebter und auch relativ umweltfreundlicher Wintersport. Neben dem Mannschaftsspiel, bei dem es darum geht, möglichst viele Eisstöcke einer Mannschaft nah an einem Ziel (Daube) zu postieren, gibt es auch Wettbewerbe, wo mit dem Eisstock möglichst weit geschossen wird. Im weiteren sollen Sie das Eisstockschießen physikalisch betrachten.

a)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 2 Skizze zur Aufgabe

Der Eisstock setze - nachdem er die Hand des Schützen verlassen hat - mit einer Geschwindigkeit von \(58\frac{{{\rm{km}}}}{{\rm{h}}}\) auf die horizontale Eisfläche. Bei einer bestimmten Eisbeschaffenheit komme er \(150{\rm{m}}\) weit.

Bestimmen Sie hieraus die Gleitreibungszahl.

b)

Die Bahn für Weitschüsse ist trichterförmig. Der Eisstock wird aus dem Startbereich, welcher eine Länge von \(7{\rm{m}}\) hat herausgeschleudert.

Begründen Sie, warum die Bahn für Weitschüsse trichterförmig ist.

Berechnen Sie den Öffnungswinkel der Bahn.

c)

Der Weltrekord für einen Eisstock-Weitschuss beträgt \(566{\rm{m}}\).

Berechnen Sie, welche Gleitreibungszahl bei diesem Versuch gegolten haben müsste, wenn die horizontal gerichtete Abwurfgeschwindigkeit so groß wie bei Teilaufgabe a) war und die Bahn horizontal verläuft.

d)

Flexon ist zwar sportlich, aber er schafft nur eine Abwurfgeschwindigkeit von \(40\frac{{{\rm{km}}}}{{\rm{h}}}\) für den Eisstock. Es herrschen die gleichen Eisbedingungen wie bei Teilaufgabe a).

Berechnen Sie, wie stark seine Eisbahn gegenüber der Horizontalen geneigt sein müsste, damit er ebenfalls die Weite von \(150{\rm{m}}\) schafft.

Hinweis: Die Lösung dieser Teilaufgabe ist mathematisch etwas aufwendig.

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a)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 3 Skizze zur Lösung

gegeben: \( v_0 = 58 \rm{\frac{km}{h}} = 16 \rm{\frac{m}{s}}\) ; \(x = 150\rm{m}\) ; gesucht: \(\mu_r \)

Die resultierende Kraft ist allein die Gleitreibungskraft:\[{{F_{res}} = {F_r} =-{\mu _r} \cdot m \cdot g}\]Berechnung der Beschleunigung:\[m \cdot a = {F_{res}} =-{\mu _r} \cdot m \cdot g \Leftrightarrow  a =-{\mu _r} \cdot g \quad(1)\]Aus dem kinematische Zusammenhang \({{v^2} - v_0^2 = 2 \cdot a \cdot x}\) folgt wegen \({v = 0}\)\[{ - v_0^2 = 2 \cdot a \cdot x}\]und mit \((1)\) ergibt sich\[{ - v_0^2 =-2 \cdot {\mu _r} \cdot g \cdot x \Leftrightarrow {\mu _r} = \frac{{v_0^2}}{{2 \cdot g \cdot x}}}\]Einsetzen der gegebenen Werte liefert\[{{\mu _r} = \frac{{{{\left( {\frac{{58}}{{3,6}}\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}} \right)}^2}}}{{2 \cdot 9,81\frac{{\rm{m}}}{{{{\rm{s}}^{\rm{2}}}}} \cdot 150{\rm{m}}}} = 0,088}\]

b)

Bei den großen Weiten würde schon eine kleine Abweichung von der Mittellinie dazu führen, dass der Eisstock an die Randbegrenzung stößt.

Für den halben Öffnungswinkel \( \frac{\alpha}{2} \) gilt\[\tan \left( {\frac{\alpha }{2}} \right) = \frac{{6{\rm{m}} - {\rm{4m}}}}{{100{\rm{m}}}} = \frac{1}{{50}}\] und damit\[\alpha  = {2,3^\circ }\]

c)

Aus der in Teilaufgabe a) hergeleiteten Beziehung kann man bei konstanter Anfangsgeschwindigkeit schließen\[{\mu _r} = \frac{{v_0^2}}{{2 \cdot g \cdot x}} \Rightarrow {\kern 1pt} {\mu _r} \sim \frac{1}{x} \Rightarrow {\kern 1pt} {\mu _r} \cdot x = const.\]Aus dieser Produktgleichheit bei indirekter Proportionalität ergibt sich dann\[{\mu _{r2}} \cdot {x_2} = {\mu _{r1}} \cdot {x_1} \Leftrightarrow {\kern 1pt} {\mu _{r2}} = {\mu _{r1}} \cdot \frac{{{x_1}}}{{{x_2}}} \Rightarrow {\mu _{r2}} = 0,088 \cdot \frac{{150{\rm{m}}}}{{566{\rm{m}}}} = 0,023\]

d)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 4 Skizze zur Lösung von Teil d)

gegeben:\(v_0^ *  = 40\frac{{{\rm{km}}}}{{\rm{h}}}{\rm{ = 11}}\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\) ; \(x = 150\rm{m}\) ; \(\mu_r = 0,088\)

gesucht: \(\mu_r \)

Die resultierende Kraft ist die Differenz aus Gleitreibungskraft und Hangabtriebskraft:\[{{F_{res}} =- |{F_r}| + |{F_h}| =-m \cdot g \cdot {\mu _r} \cdot \cos \left( \alpha  \right) - m \cdot g \cdot \sin \left( \alpha  \right)}\]Berechnung der Beschleunigung:\[{m \cdot {a^ * } = {F_{res}} =-m \cdot g \cdot {\mu _r} \cdot \cos \left( \alpha  \right) - m \cdot g \cdot \sin \left( \alpha  \right)\; \Leftrightarrow {a^ * } =-g \cdot \left( {{\mu _r} \cdot \cos \left( \alpha  \right) - \sin \left( \alpha  \right)} \right)}\]Zur Berechnung der Winkelweite \(\alpha \) werden zur einfacheren Darstellung Zahlenwerte eingesetzt. Außerdem wird der \( \cos \left( \alpha  \right) \) durch \( \sin \left( \alpha  \right) \) ersetzt:\[\begin{eqnarray}0,042 &=& 0,088 \cdot \sqrt {1 - {{\left( {\sin \left( \alpha  \right)} \right)}^2}}  - \sin \left( \alpha  \right)\\\sin \left( \alpha  \right) + 0,042 &=& 0,088 \cdot \sqrt {1 - {{\left( {\sin \left( \alpha  \right)} \right)}^2}} \quad {|^2}\\{\left( {\sin \left( \alpha  \right)} \right)^2} + 0,084 \cdot \sin \left( \alpha  \right) + {(0,042)^2} &=& {(0,088)^2} \cdot \left( {1 - {{\left( {\sin \left( \alpha  \right)} \right)}^2}} \right)\\1,00774 \cdot {\left( {\sin \left( \alpha  \right)} \right)^2} + 0,084 \cdot \sin \left( \alpha  \right) - 0,0060 &=& 0\\\sin \left( \alpha  \right) &=& \frac{{ - 0,084 + \sqrt {{{\left( {0,084} \right)}^2} + 4 \cdot 1,00774 \cdot 0,0060} }}{{2 \cdot 1,00774}} = 0,046 \Rightarrow \alpha  = 2,6^\circ \end{eqnarray}\]

Grundwissen zu dieser Aufgabe

Mechanik

Reibung und Fortbewegung