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Aufgabe

Ein historisches Experiment zur Radioaktivität (Abitur BY 2017 Ph12-1 A2)

Schwierigkeitsgrad: mittelschwere Aufgabe

Marie und Pierre CURIE haben im Jahr 1898 bei ihren Experimenten das Element Radium entdeckt. \({}_{88}^{226}{\rm{Ra}}\) kommt in der natürlichen Uran-Radium-Zerfallsreihe vor, in der es aus \({}_{90}^{230}{\rm{Th}}\) durch \(\alpha \)-Zerfall entsteht. Darüber hinaus kann \({}_{88}^{226}{\rm{Ra}}\) auch durch einen \({\beta ^ - }\)-Zerfall entstehen.

a)Gib die beiden Zerfallsgleichungen an.

Berechne die bei dem \(\alpha \)-Zerfall frei werdende Energie. (6 BE)

Die Einheit der Aktivität war ursprünglich nach Marie CURIE benannt: Unter einem Curie (\(1\,\rm{Ci}\)) verstand man die Aktivität von einem Gramm \({}_{88}^{226}{\rm{Ra}}\). Bis 1985 war diese Einheit in Gebrauch und wurde dann durch das Becquerel (\(\rm{Bq}\)) ersetzt.

b)Rechne die Aktivität \(1\,\rm{Ci}\) in die Einheit \(\rm{Bq}\) um. (6 BE)

c)Eine Studentin möchte ein von CURIE durchgeführtes Experiment zur Bestimmung der Aktivität einer \({}_{88}^{226}{\rm{Ra}}\)-Probe nachstellen. Hierzu positioniert sie in \(60\,\rm{cm}\) Entfernung von der Probe einen Zinksulfidschirm (Flächeninhalt \(0,1\,\rm{mm^2}\)). Auf diesem Schirm erzeugen auftreffende \(\alpha \)-Teilchen Lichtblitze, die mit einer Lupe beobachtet und gezählt werden können.

Erläutere, warum erst nach einer Veränderung des Versuchsaufbaus Lichtblitze beobachtet werden.

Beschreibe kurz zwei zusätzliche Probleme, die bei der Abschätzung der Aktivität der Probe auftreten können. (5 BE)

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Hinweis: Bei dieser Lösung von LEIFIphysik handelt es sich nicht um den amtlichen Lösungsvorschlag des bayr. Kultusministeriums.

Hinweis: Die hier angegebenen Atommassen wurden der AME2016 des AMDC-Atomic Mass Data Center entnommen.

a)\(\alpha \)-Zerfall:\[{}_{90}^{230}{\rm{Th}} \to {}_{88}^{226}{\rm{Ra}} + {}_2^4\alpha \]\({\beta ^ - }\)-Zerfall:\[{}_{87}^{226}{\rm{Fr}} \to {}_{88}^{226}{\rm{Ra}} + {}_{ - 1}^0{\rm{e}} + {}_0^0{{\bar \nu }_{\rm{e}}}\]Für die frei werdende Energie \(E\) ergibt sich\[\begin{eqnarray}E &=& \Delta m \cdot {c^2}\\ &=& \left[ {{m_{\rm{A}}}\left( {_{90}^{230}{\rm{Th}}} \right) - \left( {{m_{\rm{A}}}\left( {_{88}^{226}{\rm{Ra}}} \right) + {m_{\rm{A}}}\left( {_2^4{\rm{He}}} \right)} \right)} \right] \cdot {c^2}\\ &=& \left[ {{m_{\rm{A}}}\left( {_{90}^{230}{\rm{Th}}} \right) - {m_{\rm{A}}}\left( {_{88}^{226}{\rm{Ra}}} \right) - {m_{\rm{A}}}\left( {_2^4{\rm{He}}} \right)} \right] \cdot {c^2}\\ &=& \left[ {230{,}033132\,{\rm{u}} - 226{,}025408\,{\rm{u}} - 4{,}002603\,{\rm{u}}} \right] \cdot {c^2}\\ &=& 0{,}005121 \cdot u \cdot {c^2}\\ &=& 0{,}005121 \cdot 931{,}49\,{\rm{MeV}}\\ &=& 4{,}77\,{\rm{MeV}}\end{eqnarray}\]

b)Berechnung der Zahl \(N\) der \({_{}^{226}{\rm{Ra}}}\)-Kerne in einem Gramm:\[N = \frac{{1{,}00 \cdot {{10}^{ - 3}}\,{\rm{kg}}}}{{226\,{\rm{u}}}} = \frac{{1{,}00 \cdot {{10}^{ - 3}}\,{\rm{kg}}}}{{226 \cdot 1{,}661 \cdot 1{0^{ - 27}}\,{\rm{kg}}}} = 2{,}66 \cdot {10^{21}}\]Für die Aktivität von \({_{}^{226}{\rm{Ra}}}\) mit der Halbwertszeit von \({{T_{1/2}} = 1{,}60 \cdot {{10}^3}\,{\rm{a}}}\) gilt\[A(t) = \lambda \cdot N\left( t \right) = \frac{{\ln \left( 2 \right)}}{{{T_{1/2}}}} \cdot N\left( t \right) \Rightarrow A(t) = \frac{{\ln \left( 2 \right)}}{{1{,}60 \cdot {{10}^3} \cdot 365 \cdot 24 \cdot 3600\,{\rm{s}}}} \cdot 2{,}66 \cdot 1{0^{21}} = 3{,}7 \cdot {10^{10}}\,\frac{{\rm{1}}}{{\rm{s}}}\]Somit gilt \(1\,\rm{Ci} = 3{,}7\cdot 10^{10}\,\rm{Bq}\).

c)\({_{}^{226}{\rm{Ra}}}\) ist ein \(\alpha \)-Strahler. \(\alpha \)-Teilchen werden in Luft nach wenigen Zentimetern absorbiert, so dass diese nicht beim \(60\,\rm{cm}\) entfernten Zinksulfidschirm ankommen werden. Erst nach der Evakuierung der gesamten Apparatur werden Lichtblitze am Schirm beobachtbar sein. Alternativ kann man den Abstand zwischen Probe und Schirm auf wenige Zentimeter verkürzen.

Es gibt aber noch zusätzliche Probleme:

Eine Fehlerquelle bei dem Versuch besteht darin, dass beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer Lichtblitze diese als eine Leuchterscheinung gezählt werden. Deshalb darf die Aktivität der Probe nur sehr gering sein, da man sonst mit einer visuellen Zählung überfordert wäre.

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass nicht alle von der Probe emittierten \(\alpha \)-Teilchen auf den Schirm treffen.

Auch Folgezerfälle von Radium könnten Lichtblitze erzeugen, was zu einer Verfälschung führen kann.