Zur Bekämpfung bestimmter Krebsarten ist kurzreichweitige α-Strahlung besonders gut geeignet. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Wismut-Isotop \({}^{213}{\rm{Bi}}\), das an bestimmte Antikörper angehängt wird, die es dann gezielt zu den Krebszellen transportieren.
\({}^{213}{\rm{Bi}}\) lässt sich - wie oben skizziert - aus dem Zerfall des Actinium-Isotops \({}^{225}{\rm{Ac}}\) (Halbwertszeit \({T_{1/2,{\rm{Ac}}}} = 10\,{\rm{d}}\)) gewinnen. \({}^{225}{\rm{Ac}}\) wiederum wird durch Beschuss von \({}^{226}{\rm{Ra}}\) mit energiereichen Protonen aus einem Zyklotron erzeugt.
a)Beschreiben Sie die Funktionsweise eines Zyklotrons an Hand einer Skizze und erklären Sie, wie es möglich ist, zur Beschleunigung der Teilchen eine Wechselspannung konstanter Frequenz zu verwenden. (7 BE)
b)Stellen Sie die Kernreaktionsgleichung zur Erzeugung von \({}^{225}{\rm{Ac}}\) aus \({}^{226}{\rm{Ra}}\) auf. Geben Sie für den Ausgangskern und das Reaktionsprodukt jeweils an, welchen Zerfallsreihen sie angehören und nennen Sie Gründe dafür, warum \({}^{226}{\rm{Ra}}\) in der Natur vorkommt, \({}^{225}{\rm{Ac}}\) jedoch nicht. (7 BE)
c)Berechnen Sie, wie lange man ein \({}^{226}{\rm{Ra}}\)-Target mit Protonen bestrahlen muss, um eine \({}^{225}{\rm{Ac}}\)-Aktivität von \({{\rm{5}}{\rm{,0}} \cdot {\rm{1}}{{\rm{0}}^9}{\rm{Bq}}}\) zu erzeugen, wenn die Stromstärke des Protonenstrahls \(100\mu {\rm{A}}\) beträgt und nur \(1,2\% \) der Protonen zur gewünschten Kernreaktion führen. (5 BE)
Das Nuklid \({}^{213}{\rm{Bi}}\) zerfällt fast ausnahmslos mit der Halbwertszeit \({T_{1/2,{\rm{Bi}}}} = 46\,{\rm{min}}\) über β-Zerfall in das α-strahlende Isotop \({}^{213}{\rm{Po}}\), das seinerseits mit der Halbwertszeit \({T_{1/2,{\rm{Po}}}} = 4{,}2\,{\rm{ms}}\) zerfällt. Die α-Teilchen haben die kinetische Energie \({E_{\rm{\alpha }}} = 8{,}38\,{\rm{MeV}}\).
d)Die Krebszellen, in die das \({}^{213}{\rm{Bi}}\) durch die Antikörper transportiert wird, haben einen Durchmesser von etwa \(2 \cdot {10^{ - 4}}\,{\rm{m}}\). Im Körpergewebe besitzt die β-Strahlung von \({}^{213}{\rm{Bi}}\) eine Reichweite von einigen \(\rm{mm}\), ein α-Teilchen verliert etwa \(100\,{\rm{keV}}\) pro \(\mu {\rm{m}}\). Zeigen Sie, dass die infolge eines \({}^{213}{\rm{Bi}}\)-Zerfalls auftretende α- und β-Strahlung das umliegende Gewebe insgesamt relativ schwach belastet, während die Krebszelle durch die α-Strahlen stark geschädigt wird. (7 BE)
e)Berechnen Sie die Zerfallsenergie \(Q\) des vorliegenden α-Zerfalls von \({}^{213}{\rm{Po}}\) und erklären Sie qualitativ die Abweichung der kinetischen Energie \(E_{\rm{\alpha }}\) vom berechneten Wert. (6 BE)
f)Nach einer klassischen Abschätzung müsste ein α-Teilchen, das sich beim \({}^{213}{\rm{Po}}\)-Zerfall von der Kernoberfläche löst und elektrisch abgestoßen wird, eine kinetische Energie von rund \(22\,{\rm{MeV}}\) erhalten. Erklären Sie mit einer geeigneten Modellvorstellung, wieso tatsächlich wesentlich kleinere α-Energien auftreten. Begründen Sie mit diesem Modell, dass α -Strahler in der Regel eine umso größere Halbwertszeit besitzen, je kleiner die Zerfallsenergie ist. (7 BE)