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Grundwissen

Wechselstromwiderstände

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Der Wechselstromwiderstand eines Elementes ist der Quotient aus Effektivspannung und Effektivstromstärke: \(X=\frac{U_{\rm{eff}}}{I_{\rm{eff}}}\)
  • Man unterscheidet zwischen Wechselstromwiderständen von OHMschen Leitern \(X_R\), an kapazitiven Bauelementen (Kondensatoren) \(X_C\) und an induktiven Bauelementen (Spulen) \(X_L\).
  • Zusätzlich verursachen Kondensatoren und Spulen Phasenverschiebungen der über dem Bauelement abfallenden Spannung gegenüber der Stromstärke1.
Aufgaben Aufgaben

Definition des Wechselstromwiderstands \(X\)

Elektrische Stromkreise mit Gleichspannungsquellen

Alle elektrischen Stromkreise mit einer Gleichspannungsquelle betrachten wir praktisch so, als ob in ihnen nur OHMsche Widerstände eingebaut wären. Der Grund hierfür ist, dass sich Kondensatoren und Spulen lediglich beim Ein- und beim Ausschalten der elektrischen Quelle anders als OHMsche Widerstände verhalten:

  • Ein Kondensator verhält sich z.B. beim Einschalten zuerst wie ein idealer elektrischer Leiter, nach einiger Zeit ist der Widerstand eines Kondensators aber sehr groß, so dass er wie ein offener Schalter im Stromkreis betrachtet werden kann.
  • Eine Spule verhält sich z.B. beim Einschalten wie eine entgegegesetzt gepolte elektrische Quelle, nach einiger Zeit verhält eine Spule sich aber nur noch wie der OHMsche Widerstand des Drahtes, aus dem sie gewickelt ist.

Der Widerstand \(R\) eines Bauelements in einem Gleichstromkreis lässt sich deshalb einige Zeit nach dem Einschalten aus der Stärke \(I\) des Stroms, der durch das Bauelemt fließt und der Spannung \(U\), die über ihm abfällt, nach der Definition \(R=\frac{U}{I}\) berechnen und hat einen konstanten Wert.

Elektrische Stromkreise mit Wechselspannungsquellen

In elektrischen Stromkreisen mit Wechselspannungsquellen muss man dagegen die speziellen Eigenschaften der Kondensatoren und Spulen berücksichtigen. Die ständigen Spannungs- und damit Stromstärkeänderungen wirken auf die Kondensatoren und Spulen wie ein dauerndes Ein- und Ausschalten; sie "reagieren" darauf mit ihren typischen, oben bereits beschriebenen Verhaltensweisen:

  • Zeitweise wirkt der Kondensator wie ein guter Leiter, zeitweise wie ein schlechter.
  • Zeitweise wirkt die Spule wie eine elektrische Quelle, zeitweise wie ein Leiter.

Damit ist klar, dass man den Widerstand eines Bauelements in einem Wechselstromkreis nicht einfach nach der obigen Definition berechnen kann.

Stattdessen wird eine andere Größe, der sogenannte Wechselstromwiderstand \(X\) eines Bauelements in einem Wechselstromkreis eingeführt. Man definiert diesen Wechselstromwiderstand als den Quotienten aus dem Effektivwert \(U_{\rm{eff}}\) der Spannung, die über dem Bauelement abfällt  und dem Effektivwert \(I_{\rm{eff}}\) der Stärke des Stroms, der durch das Bauelement fließt:\[X = \frac{U_{\rm{eff}}}{I_{\rm{eff}}}\]Wir werden später sehen, dass mit Hilfe dieses Wechselstromwiderstands das Verhalten der einzelnen Bauelemente in einem Wechselstromkreis beschrieben werden kann.

Für den Fall, dass die Wechselspannung sinusförmig ist, gilt nach dem vorherigen Artikel \(U_{\rm{eff}}=\frac{\hat U}{\sqrt{2}}\) und \(I_{\rm{eff}}=\frac{\hat I}{\sqrt{2}}\). In diesem Fall gilt also\[X = \frac{U_{\rm{eff}}}{I_{\rm{eff}}}=\frac{\frac{\hat U}{\sqrt{2}}}{\frac{\hat I}{\sqrt{2}}}=\frac{\hat U}{\hat I}\]

Wechselstromwiderstand \(X\)

Als Wechselstromwiderstand \(X\) eines Bauelements in einem Wechselstromkreis definieren wir den Quotienten aus dem Effektivwert \(U_{\rm{eff}}\) der Spannung, die über dem Bauelement abfällt  und dem Effektivwert \(I_{\rm{eff}}\) der Stärke des Stroms, der durch das Bauelement fließt:\[X = \frac{U_{\rm{eff}}}{I_{\rm{eff}}}\]Für den Fall einer sinusförmigen Wechselspannung vereinfacht sich die Berechnung des Wechselstromwiederstandes eines Bauelementes zu\[X = \frac{\hat U}{\hat I}\]

Hinweis

Für die unterschiedlichen Bauelemente ergeben sich durch diese Definition verschiedene Formeln für ihren jeweiligen Wechselstromwiderstand.

1Wir folgen bei der Definition der Phasenverschiebung ("Verschiebung der über dem Bauelement abfallenden Spannung gegenüber der Stromstärke") der DIN-Norm. Natürlich könnte man umgekehrt auch die Verschiebung der Stromstärke gegenüber der Spannung betrachten. Die DIN-Normierung ist insbesondere messtechnisch naheliegend, wenn man sagt, dass durch ein Bauelement in einem Stromkreis ein elektrischer Strom fließt, man dann die über dem Bauteil abfallende Spannung misst und schließlich die Phasenverschiebung der abfallenden Spannung gegenüber der Stromstärke betrachtet.