Standardaufgabe zur Induktion durch Änderung der magnetischen Feldstärke
Schwierigkeitsgrad:
leichte Aufgabe
Joachim Herz Stiftung
Abb. 1 Skizze zum Aufbau
Ein Elektromagnet mit quadratischem Querschnitt mit der Seitenlänge \(10\,\rm{cm}\) erzeugt unmittelbar vor seinem Nordpol ein scharf begrenztes homogenes Magnetfeld der Feldstärke \(B\). Ein quadratischer Drahtrahmen mit der Seitenlänge \(10\,\rm{cm}\) wird mit der Hälfte seiner Fläche vom Magnetfeld senkrecht durchsetzt. Der Aufbau ist in Abb. 1 skizziert.
Zuerst ist die Leiterschleife zwischen den Punkten \(\rm{P}_1\) und \(\rm{P}_2\) offen.
Die magnetische Feldstärke \(B\) steigt in \(5{,}0\,\rm{s}\) linear von \(0{,}50\,\rm{T}\) auf \(1{,}00\,\rm{T}\) an.
a)
Gib begründet die Polung am Punkt \(\rm{P}_1\) während des Anstiegs an.
Berechne den Wert der Induktionsspannung während des Anstiegs.
Stelle den zeitlichen Verlauf der Induktionsspannung während des Anstiegs in einem Diagramm dar.
Nun wird die Leiterschleife, die einen OHMschen Widerstand von \(0{,}010\,\Omega\) hat, zwischen den Punkten \(\rm{P}_1\) und \(\rm{P}_2\) kurzgeschlossen.
Die magnetische Feldstärke \(B\) steigt erneut in \(5{,}0\,\rm{s}\) linear von \(0{,}50\,\rm{T}\) auf \(1{,}00\,\rm{T}\) an.
b)
Berechne die Stärke des Stroms, der während des Anstiegs durch die Leiterschleife fließt.
Interpretiere das Minuszeichen im Ergebnis.
c)
Gib begründet die Richtung der resultierenden Kraft an, die während des Anstiegs auf die Leiterschleife wirkt.
Berechne den Betrag dieser resultierenden Kraft am Ende des Anstiegs.
Alle Messgeräte wie z.B. ein Strommesser in der Spule müssen so geschaltet werden, dass der technische Strom vom Pluspol zum Minuspol durch das Messgerät läuft. Ein Spannungsmesser in der Leiterschleife muss mit der gleichen Polung wie der Strommesser geschaltet werden; der Pluspol also bei \(\rm{P}_1\) und der Minuspol bei \(\rm{P}_2\).
Da sich der magnetische Fluss beim Anstieg der magnetischen Feldstärke vergrößert, ist nach dem Induktionsgesetz die Induktionsspannung negativ. Dies bedeutet, dass die Polung der Induktionsspannung entgegengesetzt zur Polung des Spannungsmessers ist: der Pluspol des Spannungsmessers / am Punkt \(\rm{P}_1\) hat also negative Polung.
Da hier die magnetische Feldstärke linear mit der Zeit ansteigt und die Leiterschleife dauerhaft senkrecht vom Magnetfeld durchsetzt wird, nutzen wir aus dem Grundwissen die Formel \((1^*)\) zur Berechnung der Induktionsspannung\[U_{\rm{i}} = - N \cdot \frac{\Delta B}{\Delta t} \cdot A\]Gegeben:
Die Windungszahl \(N\) hat bei einer Leiterschleife mit nur einer Windung den Wert \(N=1\).
Der Inhalt \(A\) der Fläche, die vom Magnetfeld durchsetzt wird, bleibt konstant und hat - da nur die Hälfte der Leiterschleife vom Magnetfeld durchsetzt wird - den Wert \(A=\frac{1}{2}\cdot \left(10\,\rm{cm}\right)^2=50\,\rm{cm}^2=50\cdot 10^{-4}\,\rm{m}^2\).
Die Zeitspanne \(\Delta t\), in der die magnetische Feldstärke ansteigt, hat den Wert \(\Delta t=5{,}0\,\rm{s}\)
Die Änderung \(\Delta B\) der magnetischen Feldstärke in der Zeitspanne \(\Delta t\) hat den Wert \(\Delta B=B(5{,}0\,\rm{s})-B(0\,\rm{s})=1{,}00\,\rm{T}-0{,}50\,\rm{T}=0{,}50\,\rm{T}\)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 3 Zeitlicher Verlauf der Induktionsspannung \(U_{\rm{i}}\) während des Anstiegs
Damit ergibt sich für die Induktionsspanung\[U_{\rm{i}} = - 1 \cdot \frac{0{,}50\,\rm{T}}{5{,}0\,\rm{s}} \cdot 50\cdot 10^{-4}\,\rm{m}^2=5{,}0 \cdot 10^{-4}\,\rm{V}\]Der zeitliche Verlauf der Induktionsspannung \(U_{\rm{i}}\) während des Anstiegs ist in Abb. 3 dargestellt.
b)
Zur Berechnung der Stromstärke \(I\) in der kurzgeschlossenen Leiterschleife benutzen wir das OHMsche Gesetz\[U = R \cdot I \Leftrightarrow I = \frac{U}{R}\]Gegeben:
Die Spannung \(U\) ist hier die Induktionsspannung \(U_{\rm{i}}\) mit dem Wert \(U=U_{\rm{i}}=- 5{,}0 \cdot {10^{ - 4}}\,{\rm{V}}\).
Der Widerstand \(R\) ist der Widerstand der Leiterschleife und hat den Wert \(R=0{,}010\,\Omega\).
Damit ergibt sich für die Stromstärke in der Leiterschleife\[I = \frac{- 5{,}0 \cdot {10^{ - 4}}\,{\rm{V}}}{0{,}010\,\Omega}=-0{,}050\,\rm{A}\]Das Minuszeichen verdeutlicht, dass der Strom in der Leiterschleife während des Anstiegs entgegengesetzt zum Strom in der Spule fließt. Da der Strom in der Spule gegen den Uhrzeigersinn fließt, fließt der Strom in der Leiterschleife also im Uhrzeigersinn.
c)
Joachim Herz Stiftung
Abb. 4 Skizze zur Erklärung der Kräfte auf die stromdurchflossene Leiterschleife während des Anstiegs
Aus der Skizze in Abb. 4 kann man erkennen, dass sich drei der vier Seiten der Leiterschleife im magnetischen Feld befinden. Wenn in der Leiterschleife ein Strom fließt, dann wirkt auf diese drei Seiten jeweils eine magnetische Kraft \(\vec F_{\rm{mag}}\).
Die Kraft \(\vec F_{\rm{mag,o}}\) auf die obere Seite ist nach unten gerichtet.
Die Kraft \(\vec F_{\rm{mag,r}}\) auf die rechte Seite ist nach links gerichtet.
Die Kraft \(\vec F_{\rm{mag,u}}\) auf die untere Seite ist nach oben gerichtet.
Die beiden Kräfte \(\vec F_{\rm{mag,o}}\) und \(\vec F_{\rm{mag,u}}\) heben sich gegenseitig auf. Als resultierende Kraft \(\vec F_{\rm{res}}\) ergibt sich die nach links gerichtete Kraft \(\vec F_{\rm{mag,r}}\).
Die Stärke \(I\) des Stroms in der Leiterschleife hat den Wert \(I=0{,}050\,\rm{A}\).
Die Länge \(l\) des Leiterstücks, das sich im Magnetfeld befindet, hat den Wert \(l=10\,\rm{cm}=10 \cdot 10^{-2}\,\rm{m}\)
Die magnetische Feldstärke \(B\) hat am Ende des Anstiegs den Wert \(B=1{,}00\,\rm{T}\).
Die Weite \(\varphi\) des Winkels zwischen Stromrichtung und Magnetfeldrichtung hat den Wert \(\varphi =90^\circ\) und damit \(\sin\left(\varphi\right)=1\).