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Ausblick

MHD-Generator und MHD-Pumpe

MHD-Generator

Abb. 1 Prinzipieller Aufbau und Funktionsweise eines MHD-Generators

Im MHD-Generator (MHD steht für Magnetohydrodynamik) wird ein sehr heißer Gas- oder Plasmastrom aus Elektronen und Ionen senkrecht zu den Magnetfeldlinien eines starken Magneten geleitet. Zwischen den Elektroden oben und unten entsteht dann - ähnlich wie beim HALL-Effekt - aufgrund der LORENTZ-Kraft eine Spannung.

Ist wie hier der Teilchenstrom in die Tafelebene hinein und das Magnetfeld von links nach rechts gerichtet, so werden die Elektronen nach oben und die positiven Ionen nach unten abgelenkt. Dieser Vorgang ist in der Animation in Abb. 1 dargestellt.

Aufgabe

Als ersten MHD-Generator benutzte FARADAY die von West nach Ost fließende Themse, in der sich auch Ladungsträger beider Sorten befinden. Die Themse ist \(300\,\rm{m}\) breit und fließt mit \(2\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\).

Berechne die Spannung, die FARADAY zwischen ihren Ufern hätte messen können, wenn der Betrag des Erdfeldes \(B = 2 \cdot {10^{ - 5}}\,{\rm{T}}\) und die Inklination \({\rm{60}}^\circ \) beträgt.

Lösung

Die LORENTZ-Kraft \({{\vec F}_{\rm{L}}}\) mit \({F_{\rm{L}}} = q \cdot v \cdot B\) wirkt senkrecht zu \({\vec B}\).

Die Horizontalkomponente des Erdmagnetfeldes treibt positive Ladungsträger an den Grund und negative an die Wasseroberfläche, die Vertikalkomponente treibt positive Ladungsträger ans nördliche Ufer und negative Ladungsträger ans südliche Ufer.

Es baut sich nach einer gewissen Zeit ein elektrisches Feld zwischen den Ufern auf, das eine elektrische Kraft \({{\vec F}_{{\rm{el}}}}\) mit \({F_{{\rm{el}}}} = q \cdot E = q \cdot \frac{U}{d}\) bewirkt, die der magnetischen Kraft entgegenwirkt. Dies geht so lange, bis sich Kräftegleichgewicht zwischen \({{\vec F}_{\rm{L}}}\) und \({{\vec F}_{\rm{el}}}\) einstellt. Dann gilt
\[{F_{\rm{L}}} = {F_{{\rm{el}}}} \Leftrightarrow q \cdot v \cdot B = q \cdot \frac{U}{d} \Leftrightarrow U = v \cdot B \cdot d\]
Mit \(v = 2\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}}\), \(B = 2 \cdot {10^{ - 5}} \cdot sin\left( 60^\circ \right)\,{\rm{T}}\) und \(d = 300\,{\rm{m}}\) ergibt sich
\[U = 2\,\frac{{\rm{m}}}{{\rm{s}}} \cdot 2 \cdot {10^{ - 5}} \cdot {\rm{sin}}\left( {{\rm{60}}^\circ } \right)\,{\rm{T}} \cdot 300\,{\rm{m}} = 0,01\,{\rm{V}}\]
Diese Spannung ist so gering, dass sie zu FARADAYs Zeiten wegen der diversen Kontaktspannungen, die bei einer solch langen Verbindung stets auftreten, wohl kaum zu messen war.

MHD-Pumpe

Eine MHD-Pumpe kann, wie im folgenden Video gezeigt wird, mit einfachen Mitteln schnell selbst gebaut werden. Dabei wird mittels Elektroden ein Stromfluss in einer Flüssigkeit wie z.B. Salzwasser erzeugt. Dieser Stromfluss ist idealisiert senkrecht zu einem konstanten Magnetfeld ausgerichtet. Auf die bewegten Ladungsträger wirkt entsprechend eine LORENTZ-Kraft, welche diese in eine bestimmte Richtung beschleunigt. Entsprechend wird die Flüssigkeit in diese Richtung gepumpt.

MHD-Pumpe als Antrieb für Modellschiff

Joachim Herz Stiftung

Ein entsprechender Aufbau kann auch als Schiffsantrieb genutzt werden. Dazu muss dass Pumpenmodul aus Elektroden und Magnet unterhalb eines Schwimmkörpers, bspw. aus Styropor, montiert werden. In einer Wanne mit Salzwasser ist dann bei richtiger Polung der Elektroden bzw. richtiger Ausrichtung des Magneten eine langsame Vorwärtsbewegung sichtbar. Ein entsprechender Bootsbau kann auch im Rahmen eines Projektes oder in Form eines Egg-Races durchgeführt werden.