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Geschichte

Philipp LENARD (1862 -1947)

Philipp LENARD (1862-1947)
Bundesarchiv, Bild 146-1978-069-26A / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de], via Wikimedia Commons

Philipp Lenard wird 1862 im österreichisch-ungarischen Preßburg (heute: Bratislava, Slowakei) geboren. Er studierte in Budapest, Wien und Heidelberg, wo er 1886 seine Dissertation anfertigte und anschließend Assistent bei Prof. Quinke wurde.

An der Universität Bonn entwickelt er 1892 bei Heinrich Hertz eine Kathodenstrahlröhre mit einem Fenster (Lenard-Fenster) durch das die Elektronen in Luft oder andere Materie eintreten können. Er studiert die dabei auftretende Fluoreszenz und schließt aus der Tatsache, dass die Elektronen viele Atomschichten ungehindert durchdringen können auf die "löchrige Struktur" der Materie.

1895 wechselt Lenard an die Technische Hochschule Aachen, wo er sich weiter mit Kathodenstrahlen beschäftigt. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Röntgen überrascht Lenard, der ihm bei der Beschaffung geeigneter Entladungsröhren behilflich war. Lenard hatte gehofft, diese Entdeckung selbst zu machen, da seine Experimente ähnlich weit fortgeschritten waren. Er gebrauchte im Folgenden immer den Begriff der "Hochfrequenzstrahlung" anstelle des gebräuchlichen der "Röntgenstrahlen".

Lenard beschäftigt sich auch mit dem Photoeffekt. Mit Hilfe elektrischer und magnetischer Felder kann er nachweisen, dass bei wachsender Lichtintensität zwar die Zahl der ausgelösten Elektronen wächst, aber deren kinetische Energie gleich bleibt. Außerdem kann er zeigen, dass die Elektronengeschwindigkeit und damit deren kinetischen Energie ausschließlich von der Frequenz des eingestrahlten Lichts abhängt, was mit der Wellenvorstellung vom Licht nur schwer vereinbar war.

Lenardrohr mit Fenster auf der linken Seite mit Leuchterscheinung in der Luft; rechts unten: Hochspannungsquelle für das Rohr

Im Jahre 1903 entwickelte Lenard ein Atommodell, welches auf den Ergebnissen seiner Durchstrahlungsversuche der Materie mit Elektronen beruht, das Dynamiden-Modell.

Im Jahre 1905 erhält Lenard für seine Forschungen auf dem Gebiet der Kathodenstrahlen (Elektronen-Strahlen) den Nobelpreis für Physik.

Lenard lebte mit einer Reihe von Forschern (z.B. mit J.J. Thomson) im Streit. 1914, also zu Beginn des 1. Weltkriegs, veröffentlicht er eine Hetzschrift mit dem Titel "England und Deutschland zur Zeit des großen Krieges", in der er seine Kritik an Thomson mit nationalistischen Ausfällen gegen England verbindet.

Auch mit der Relativitätstheorie Einsteins oder mit der Deutung der Quantenmechanik durch Max Born war er nicht einverstanden. Zu den neuen Ansätzen in der Physik findet Lenard als Experimentalphysiker schwer Zugang. Er versucht die experimentelle Physik zu einer "nordischen Wissenschaft" zu stilisieren, die sich von der theoretischen Physik - in seinen Augen "jüdischer Weltbluff" - abhebt. Im Jahr 1936 erscheint Lenards vierbändiges Lehrbuch für Experimentalphysik "Deutsche Physik". Demnach kann wahre Naturkenntnis nur von der "arischen Rasse" gewonnen werden. Die Arbeiten Einsteins bezeichnet Lenard als "Jahrmarktslärm" und "Judenbetrug".

Die englischsprachige Biographie Lenards mit einem Link zu dessen Nobelvortrag findest du bei http://www.nobelprize.org.